Seite:OAB Neuenbuerg 173.png

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Verhältnissen angeordnetes Thor, durch welches man in das Innere der alten Kirche gelangte; dasselbe bildet ein ablanges Viereck, den Zwischenraum vom oberen Rande des Thors bis zu dem Umfang des Halbkreisbogens über den Thürsäulen füllt ein flacher Stein, worauf im Halbkreise folgende Inschrift eingemeiselt ist: Ad portam vitae fratres properanter adite. Qui sunt condigni, nunc intrent corde benigni. Si quaeris lector fuerit quo nomine dictus noster fundator, Berdoltus || nomine fertur. Ipsum cum sanctis nunc detinet aula perennis. Im Innern des Paradieses sind an der nördlichen Mauer folgende Inschriften angebracht: Anno domini MCCC. obiit Burchart Steinmetz in octava pasche. Überdieß sind daselbst noch viele häufig nicht mehr lesbare Grabdenkmale von früheren Äbten, adeligen Familien, wie Eberstein, Flehingen, Gültlingen, Gärtringen, Remchingen, Straubenhardt etc. vorhanden.

Mehrere sind sehr schön gearbeitet, besonders der kolossale Grabstein des Sur von Gültlingen, der in Urkunden des 15. Jahrhunderts häufig genannt wird; das Grabmal des Abtes Marcus von Gernsbach, † 1531, jener des unglücklichen Abtes Lucas, † 1546, ferner die Grabsteine der ersten protestantischen Äbte etc.

Das Paradies, dieses interessante, ehrwürdige Baudenkmal, ist jetzt eine dachlose Ruine und müßte seinem Untergange schnell entgegen gehen, wenn nicht in neuester Zeit von Seiten des Staats für die Restauration desselben gesorgt würde.

Der ummauerte Begräbnißplatz grenzt an die Kirche und das Paradies; an dem Eingang in denselben sind zu beiden Seiten des Thors je ein ehemaliger Gewölbe-Schlußstein eingemauert, von denen der eine Ecce homo, der andere eine schwörende Hand enthält.

Das gut erhaltene, massiv erbaute Pfarrhaus ist, nachdem das frühere im Jahr 1750 abgebrannt, in einem ehemaligen Fruchtspeicher eingerichtet. An demselben befindet sich das Wappen des Abtes Lucas vom J. 1533, in welchem schrägrechts herüber die Anfangsbuchstaben seines Lieblingsspruches Ame me, te semper amavi stehen.

Das Schulhaus ist an das Pfarrhaus angebaut und hat mit demselben einen gemeinschaftlichen Eingang; es enthält 2 Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters und des Lehrgehilfen. An der Ecke des Schulhauses ist das Wappen des Klosters Herrenalb und gleichfalls das Wappen des Abts Lucas vom J. 1530 angebracht; über dem Eingang steht Soli Deo 1465. Neben der Volksschule besteht noch eine Industrieschule. Kirche, Pfarr- und Schulhaus, sowie der Begräbnißplatz sind Eigenthum des Staats, welcher auch die Unterhaltung derselben hat. Außerhalb der Klostermauren steht an

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_173.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)