Seite:OAB Neuenbuerg 196.png

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werden in großer Ausdehnung gesammelt und theils roh verspeist oder verkauft, hauptsächlich aber zu Heidelbeergeist gebrannt.

Von den rings die Felder umgebenden, meist aus Nadelholz bestehenden Waldungen, besitzt die Gemeinde 280 Morgen, deren jährlicher Ertrag von 70–75 Klafter verkauft, und der Erlös zu Gemeindezwecken verwendet wird. Das Reisach theilt man an die Bürger aus, von denen jeder etwa 20 Stück Wellen erhält; überdieß wird das Rindvieh sowohl in die Gemeinde- als auch in die Staatswaldungen ausgetrieben. Mit Holz wird einiger Handel getrieben.

Die Rindviehzucht befindet sich in gutem Zustande und bildet für die meisten Einwohner eine besondere Erwerbsquelle; es wird ein kräftiger, milchergiebiger Landschlag gezüchtet und durch 2 tüchtige Farren, die ein Bürger Namens der Gemeinde gegen eine jährliche Entschädigung von 90 fl. verpflegt. Einzelne Bürger haben einen sehr schönen Viehstand, übrigens findet Stallfütterung nur wenig statt. Mit Vieh wird auf benachbarten Märkten einiger Handel getrieben.

Die Schafzucht ist ganz unbedeutend und beschränkt sich auf etwa 30 Stücke; die einzelnen Schafebesitzer lassen 1–2 Schafe auf ihrem Grundeigenthum laufen.

Schweinezucht besteht eigentlich keine, indem die Ferkel auswärts gekauft und nur für den eigenen Bedarf gemästet werden.

Durch den Ort führt die Vicinalstraße von Neuenbürg nach Liebenzell, überdieß sind Vicinalstraßen nach Höfen, Engelsbrand, Salmbach, Grunbach und Kapfenhardt angelegt.

Eine Erzgrube befindet sich im sog. Hundsthal an der Straße nach Neuenbürg, wie überhaupt Brauneisenstein, namentlich auch auf der Langenbrander Höhe, vorkommt. Die Bau- und Werksteine werden von den häufig vorkommenden, frei herumliegenden Felstrümmern gewonnen.

Die Gemeinde hat mit Ausnahme der Waldungen, beinahe kein Vermögen; ebenso sind die zur Unterstützung der Armen vorhandenen Stiftungen von geringem Belang (s. über das Vermögen der Gemeinde- und Stiftungspflege Tabelle III).

Ein alter, ohne Zweifel aus dem Mittelalter stammender Weg führt unter dem Namen Straubenhardt’scher Weg von Langenbrand nach Neuenbürg. (Über die Römerstraße s. den allg. Theil.)

Mit Neuenbürg kam der Ort an Württemberg. Ihre hiesigen Güter und Rechte verkauften die von Sachsenheim und Hans Truchseß von Stetten im Jahr 1442 an Graf Ludwig von Württemberg.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_196.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)