Seite:OAB Neuenbuerg 200.png

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auf der Teufelsmühle gehört zu den großartigsten und schönsten des Bezirks; das Auge übersieht hier nicht nur das Murgthal, das Rheinthal von Straßburg bis Speyer und die Vogesen, sondern auch den Odenwald und einen großen Theil des württemberg’schen Unterlandes. Auf der anderen Seite des Loffenauer Thals erhebt sich 2338,9′ über die Meeresfläche der sog. Heukopf, von dem man gleichfalls eine ausgezeichnete Aussicht genießt.

In Folge dieser bedeutenden Höhenunterschiede sind auch die klimatischen Verhältnisse sehr verschieden, während es auf den höchsten Höhen so rauh ist, daß die Waldvegetation sogar kümmert, ist das Klima in der Nähe des nur 1000′ über dem Meere liegenden Orts sehr mild und die Ernte tritt um 8–14 Tage früher ein als in dem nur eine Stunde entfernten Herrenalb; dagegen stellen sich, namentlich im Spätjahr häufig Nebel ein, die von dem Rheinthal bis zu dem Ort sich erstrecken; auch Frühlingsfröste schaden zuweilen der Obstblüthe. Die Gewitter brechen sich meist an dem Gebirge und Hagelschlag ist seit Menschengedenken nicht vorgekommen.

Die Verhältnisse des Bodens aus den Verwitterungen des Granits, Todtliegenden, bunten Sandsteins und etwas Lehm bestehend, sind sowohl für die Waldkultur, als für den Feld- und Weinbau sehr günstig, nur bedürfen die Felder einer kräftigen Düngung. Eigentliche Steinbrüche sind nicht vorhanden, dagegen wird der häufig vorkommende Granit und das Todtliegende zu Straßenmaterial benützt und die vielen Trümmer des bunten Sandsteins gewinnt man zu Bau- und Werksteinen, die sogar in großen Sendungen nach Baden gehen.

Der willkürlich betriebene Ackerbau beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Anbau von Dinkel, Roggen, Hafer, Kartoffeln, viel Welschkorn, Klee, weißen Rüben und in neuerer Zeit mit Riesenmöhren; von Handelsgewächsen werden Flachs und Hanf, jedoch nur für den eigenen Bedarf gezogen. Auf den Morgen rechnet man Aussaat 1 Scheffel Dinkel, 4 Sri. Roggen und 1 Scheffel Hafer; der durchschnittliche Ertrag wird zu 8 Scheffel Dinkel, 2–3 Scheffel Roggen und 3–31/2 Scheffel Hafer pr. Morgen angegeben. Außer dem gewöhnlichen Dünger kommt auch das Felderbrennen, der Gyps und besonders die Jauche in Anwendung; ein vortreffliches Düngungsmittel liefert die ausgelaugte Asche, von den hier betriebenen Potaschesiedereien. Die Preise eines Morgens Acker sind sehr verschieden und steigern sich von 50–1000 fl. zuweilen bis 1200 fl. Das Erzeugniß an Früchten reicht nicht für das örtliche Bedürfniß, daher noch Getreide von Außen bezogen werden muß. Der Wiesenbau

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_200.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)