Seite:OAB Neuenbuerg 221.png

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einfachen Lebensweise und ihres Fleißes ziemlich unbemittelt und ein großer Theil derselben (etwa 40 Männer) sucht sich durch Holzmachen zu ernähren; die übrigen Erwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und Holzhandel. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 150 Morgen, der mittlere 30 Morgen; die Ärmeren besitzen 2–3 Morgen und nur Einzelne haben gar keinen Grundbesitz. Im Armenhaus sind 3 Familien untergebracht und überdieß werden noch 3 Männer umgeäzt.

Die ziemlich große Markung, von der etwa 2/3 mit Wald bestockt sind, bildet mit Ausnahme der Gehänge gegen die Thäler des Calmbachs, des Forellenbachs und des Reichenbachs, eine flachwellige Ebene und hat im Allgemeinen einen mäßig fruchtbaren Sandboden, der mit wenig Humus gemengt ist und dem in geringer Tiefe der bunte Sandstein als Unterlage dient. Das Klima ist rauh und die Luft häufig nebelig, weniger trocken; schädliche Frühlingsfröste kommen häufig vor, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten. Die Ernte tritt um 3–4 Wochen später ein als in dem Unterlande.

Die Landwirthschaft befindet sich wegen der minder günstigen, natürlichen Verhältnisse und wegen des Mangels an Dünger in mittelmäßigem Zustande; im Allgemeinen findet willkürliche und Wechselwirthschaft statt. Die geringsten Güter sog. Wildfelder läßt man 8 Jahre zu Weiden liegen, dann werden sie gebrannt und 2 Jahre mit Roggen und Hafer eingebaut; andere werden 5 Jahre gebaut und bleiben dann eben so lange zur Grasnutzung liegen. Von den Cerealien baut man hauptsächlich Hafer, Roggen und nur wenig Dinkel; die Aussaat wie die Ernte sind dieselben wie in dem nur eine starke Viertelstunde entfernten Langenbrand und die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 30–120 fl. Überdieß kommen zum Anbau Kartoffeln, dreiblättriger Klee, Wicken, Hanf und Flachs; letzterer gedeiht sehr gut und liefert in guten Jahrgängen ein gesuchtes Produkt, aus dem öfters 12–16 Schneller pr. Pfund gesponnen werden. Die Wiesen sind theilweise nicht sehr ergiebig und häufig zu naß; die besseren ertragen durchschnittlich 30 Cent. Heu und 15 Cent. Öhmd und ihre Preise steigern sich von 200–400 fl. pr. Morgen. Wegen Mittellosigkeit verkaufen viele Einwohner einen Theil ihres Futterertrags zum Nachtheil der Landwirthschaft nach Außen.

Der mit rauhen Mostsorten sich beschäftigende Obstbau ist unbedeutend, übrigens doch im Zunehmen begriffen.

An Waldungen besitzt die Gemeinde nur 12 Morgen, dagegen haben die Ortsbürger in 2000 Morgen Staatswaldungen nicht

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_221.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)