Seite:OAB Neuenbuerg 237.png

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Die Stadt, mehreremale von Brandunglück heimgesucht (s. unten), erhielt nach dem Brand von 1742 bei ihrem Wiederaufbau eine regelmäßige Anlage zu beiden Seiten der Enz, jedoch so, daß auf der rechten Seite derselben der größere Theil der Stadt steht. Die gepflasterten Ortsstraßen, welche sich beinahe durchgängig rechtwinklig kreuzen, sind mit Ausnahme der Hauptstraße, der Metzger- und der Pfarrgasse, enge und theilweise etwas bergan steigend. Über die Enz führen innerhalb der Stadt 4 hölzerne Brücken und 2 Steege; überdieß sind auf der Markung noch 8 weitere hölzerne Brücken vorhanden.

Von öffentlichen Plätzen sind zu nennen:

1) Der mit Bäumen gezierte Marktplatz – nunmehr Kurplatz – den einerseits die Hauptstraße, anderseits die Kirche, das Badhotel und das Badgebäude begrenzen[1].

2) Der Postplatz, eigentlich nur eine breite, kurze Straße.

3) Der Schulplatz, in der Verlängerung des Postplatzes, übrigens auf der linken Seite der Enz gelegen.

Abgesehen von den Badgebäuden und einigen größeren Gasthöfen (Hotels) sind die Wohngebäude nicht besonders ansehnlich, jedoch an der Hauptstraße regelmäßig zweistockig, und im städtischen Style erbaut. Von den ehemaligen Mauren und Thoren der Stadt ist keine Spur mehr vorhanden.

Die Stadt erhält aus sieben Rohrbrunnen vortreffliches Trinkwasser, welches das ganze Jahr hindurch in gleichem Maaß fließt. (Die Temperatur desselben, in dem sehr kalten und regnerischen Monat Mai 1837 gemessen, bewegte sich von 51/2–8° R.). Es entspringen nämlich in der nächsten Umgebung der Stadt an den Bergabhängen eine Menge kleiner Quellen, welche nicht allein Trinkwasser liefern, sondern auch sammt den künstlichen Leitungen des Enzwassers das Wiesenthal bewässern, dessen Vegetation früher hervorrufen und den ganzen Sommer hindurch ein lebendiges Grün im Thale erhalten.

Den größten Schatz aber besitzt der Ort in seinen warmen Quellen, welche in der Stadt selbst aus einzelnen Spalten des Granits theils in starken, theils in vielen schwächeren Strömungen, nicht weit von einander entspringen. Sie wurden schon in den frühesten Zeiten ihrer heilsamen Wirkungen wegen zum Baden benützt und haben in neuerer Zeit eine europäische Berühmtheit erlangt.


  1. Bis zum Jahr 1841 stand auf diesem Platz der Marktbrunnen mit dem im Jahr 1532 errichteten steinernen Standbild K. Ferdinands von Österreich.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_237.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)