Seite:OAB Neuenbuerg 252.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

3) Das städtische Kranken- und Armenhaus, unterhalb der Stadt frei gelegen; dasselbe wurde in dem früheren Jägerhäuschen, welches ein beliebter Vergnügungsort der Badgäste war, eingerichtet.

4) Eine am unteren Ende der Stadt gelegene Sägmühle.

Eigenthum der Gemeinde ist auch der 1 Morgen und 6 Ruthen große, ummauerte Begräbnißplatz; er liegt auf einer Anhöhe östlich der Stadt und ist am 6. Jan. 1844 eingeweiht worden. Der frühere Begräbnißplatz grenzte an die Hauptstraße.

b. Eigenthum des Staats sind:

1) Die Pfarrkirche, etwas erhöht an der östlichen Seite der Stadt gelegen; sie wurde an der Stelle einer früheren nach dem Brande von 1742 im October 1746 zu bauen angefangen und im Jahr 1748 vollendet. Ihr ansehnlicher Bau ist in dem zu jener Zeit üblichen Rococcogeschmack mit halbrundem Chorschluß ausgeführt, und der viereckige, mit Blech beschlagenem Bohlendach versehene Thurm sitzt auf der westlichen Giebelseite; er enthält 3 Glocken aus neuerer Zeit. Das geräumige innere der Kirche ist freundlich, hell, flach gedeckt und durchaus weiß getüncht[1]. In der Kirche wird während der Badezeit (in den Frühstunden) auch katholischer Gottesdienst gehalten.

2) Das Stadtpfarrhaus, früheres Decanathaus, ein ansehnliches, wohlerhaltenes Gebäude mit Öconomiegebäuden und Garten, das in der sog. Pfarrgasse zunächst des Hotels Bellevue eine sehr freundliche freie Lage hat.

3) Das ansehnliche Schulgebäude, welches im Jahr 1845 auf dem ehemaligen Kirch- und Begräbnißplatz neu erbaut wurde, enthält die Real- und Volksschule, erstere mit einem Reallehrer, letztere mit 2 Schulmeistern und 2 Unterlehrern. Die lateinische Schule, unter Herzog Johann Friedrich 1625 errichtet, wurde 1809 in die Realschule umgewandelt.

Dem Reallehrer ist in dem Schulgebäude eine Amtswohnung angewiesen. Der Knabenschulmeister und ein Unterlehrer wohnen in dem oben angeführten städtischen Gebäude, während der Mädchenschulmeister und der zweite Unterlehrer Privatgebäude bewohnen und Hausmiethe-Entschädigung von Seiten der Gemeinde erhalten.

Auch besteht eine Industrie- und eine Kleinkinderschule; letztere, die Paulinenpflege genannt, ist durch mildthätige Unterstützung Ihrer


  1. Neben dieser Kirche bestund vor Zeiten und blieb beim Brand von 1742 verschont die Vorstadtkirche, welche – lange Zeit unbenützt – endlich in Zerfall gerieth. Im Jahr 1844 wurden Thurm- und Mauerreste vollends abgetragen und an ihrer Stelle das Schulhaus erbaut.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_252.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)