Seite:OAB Oberndorf 005.jpg

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der Keuperterrasse. Wenn man über den östlichen Saum des Schwarzwaldes, über die Grenze des Buntsandsteins hinaustritt, so verräth schon die Farbe des Bodens, die hier von dem frischrothen in das schmutziggelbe übergeht, die Muschelkalkformation; es erscheinen zuerst die Wellendolomite und Wellenmergel, welche sich entweder unmerklich, in gleichem Niveau, an den Buntsandstein anschließen, oder, wie im nördlichen und nordwestlichen Theil des Bezirks als längliche Hügel über die Hochebene mäßig erheben. Dieser theils hügelige, theils ziemlich flache, minder-fruchtbare Landstrich am östlichen Saume des Schwarzwaldes bildet den am wenigsten ansprechenden Zug in der Physiognomie des Bezirks; er mildert sich jedoch bald in der Richtung gegen Osten, indem hier eine Lehmüberlagerung Platz greift, deren Formen als langgestreckte ganz flache Rücken zwischen leicht eingefurchten Rinnen (Einteichungen) in östlicher Richtung gegen das Heimbachthal hinziehen. Das Heimbachthal bildet die Grenzscheide zwischen zwei verschiedenen Charakteren der Muschelkalk-Hochebene, indem rechts von demselben ein ganz anders gebildetes Land als auf der linken Thalseite auftritt; es erscheinen hier plötzlich die dem Hauptmuschelkalk eigenthümlichen Formen, ein ziemlich stark markirtes Hügelland, das in den verschiedensten Richtungen von trockenen Thälern und Rinnen durchzogen wird. Den Boden bedeckten unzählige Gesteinstrümmer, die hier der Landmann, um sich den Bau der Felder zu erleichtern, zusammenträgt und als Steinhügel oder lange Steinwälle aufhäuft, was der Gegend einen eigenthümlichen, nicht ansprechenden Charakter verleiht und weniger Fruchtbarkeit vermuthen läßt als man in Wirklichkeit findet. Mehr gegen Osten verlieren sich mit dem Auftreten des Muschelkalkdolomits, der Lettenkohlengruppe und des Lehms die vielen Gesteinstrümmer und die Oberfläche mildert sich allmälig; es erscheinen mehr Flachrücken als Hügel, übrigens sind die das Plateau durchziehenden Thälchen, Rinnen und Mulden meist noch ohne Gewässer, die sich hier in die so häufig vorkommende Erdfälle versenken. 1

Außer den vielen ganz unbedeutenden Thälchen und Rinnen, haben sich nur das Heimbachthal, besonders aber das Neckarthal mit seinen Seitenthälern tiefer in die Muschelkalk-Hochebene eingefurcht. Das im Osten des Bezirks von Süd nach Nord ziehende Neckarthal trägt den entschiedenen Charakter eines Muschelkalkthales; steile, von der Hochebene kantig, zuweilen felsig abbrechende Thalgehänge, die theils nur mit Weiden bedeckt, theils mit Wald bestockt sind und nur an dem flachauslaufenden Fuß der Gehänge für den Feldbau benützt werden, erheben sich in beträchtlicher Höhe über die zum Theil 1/8 Stunde

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 005. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_005.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)