Seite:OAB Oberndorf 152.jpg

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bildet mit Ausnahme der beträchtliche Flächen einnehmenden hohen und steilen Gehänge gegen das Neckarthal und einiger Seitenthälchen eine flachwellige, zum Theil hügelige Hochebene, auf der sich viele trichterförmige Erdfälle eingesenkt haben. Auf angrenzenden Markungen besitzen hiesige Bürger etwa 70 Morgen.

Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar und besteht aus den kalkreichen Zersetzungen des Hauptmuschelkalks und besonders des Muschelkalkdolomits, die meist einen etwas lockeren Boden zur Folge haben. An einzelnen Stellen machen sich die leichtsandigen Böden der Lettenkohlengruppe und zuweilen ein fruchtbarer Lehm geltend. Im Neckarthal haben sich verschiedene, den Wiesenbau begünstigende Alluvionen abgelagert.

Das Klima ist, wie überhaupt in der Nähe des Schwarzwaldes, etwas rauh, jedoch gedeihen noch feinere Gewächse wie Gurken, Bohnen etc., wenn sie nicht von Frühlingsfrösten und kalten Nebeln, die sich ziemlich häufig einstellen, heimgesucht werden; auch Hagelschlag kommt zuweilen vor.

Die Landwirthschaft wird unter günstiger Einwirkung des landwirthschaftlichen Bezirksvereins gut betrieben und zur Besserung des Bodens kommt außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln sehr viel Gips, Hallerde, Dungsalz etc. in Anwendung. Der Brabanter (Hohenheimer) Pflug ist allgemein im Gebrauch, auch sind einzelne Repssämaschinen, Dreschmaschinen, eiserne Eggen u. s. w. vorhanden. Der landwirthschaftliche Betrieb, zu dem hauptsächlich Pferde benützt werden, ist größtentheils beschwerlich, indem die meisten Güter theils an steilen, schwer zu bebauenden Abhängen, theils auf den Hochebenen, zu denen lange Steigen führen, liegen. Man baut vorzugsweise Dinkel, Haber und Gerste, weniger Weizen, Einkorn und Roggen, in der Brache und in Ländern Kartoffeln, Futterkräuter, Reps und Hanf; auch Hopfen werden in neuerer Zeit gepflanzt. Von den Getreideerzeugnissen werden viele nach außen verkauft, übrigens auch auf den örtlichen Wochenmärkten ziemlich zugekauft.

Der Gartenbau ist ganz unbedeutend und dient theils dem Vergnügen, theils dem eigenen Bedürfniß. Von namhafter Ausdehnung ist der Wiesenbau, der besonders im Neckarthal reichlich gutes Futter liefert; vom Futterertrag wird theilweise nach außen abgesetzt.

Weinbau wird nur auf 1/12 Morgen getrieben. Früher muß er ziemlich ausgedehnt gewesen sein, indem 1497 unter den Besitzungen des Augustinerklosters einer Kelter erwähnt wird.

Die Obstzucht wird in ziemlicher Ausdehnung und mit nicht besonderem

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_152.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)