Seite:OAB Oberndorf 157.jpg

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Im Aichwald, 3/4 Stunden südwestlich von der Stadt, befindet sich eine gut erhaltene viereckige Schanze, die nach der Sage von den Schweden herrühren soll.

Auf der Hochebene, nordwestlich von der Stadt, stand der längst abgegangene Ort Ruth, Ruti, Röttin, Reuten, später auch Reutheim geschrieben. Zuletzt bestand der Ort nur noch aus 3 Höfen, die Reutheimer Höfe genannt, von denen noch vor etwa 100 Jahren Mauerreste und ein verschütteter Brunnen sichtbar waren. (Köhler 123. 206.)

Auf der Markung der Staatsdomäne Unter-Aichhof liegen auf der höchsten Stelle eines gegen das Neckarthal vorgreifenden schmalen Bergrückens die letzten Reste der ehemaligen Burg Waßeneck. (Waßnegg 1368. Schmid, Mon. Hohenb. 567, Wasenegg 1381 eb. 659). Sie war die Teck’sche und vielleicht schon die Zäringische Hauptburg in diesen Gegenden, welche von ihr aus beherrscht wurden und theilte in Beziehung auf ihre Oberherrn die Schicksale Oberndorfs. Sie gehörte auch zum Lehen des St. Gallischen Schenkenamtes. Die Zimmerische Chronik (1, 369), in welcher sie bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts als ein zerfallener Burgstall erscheint, erwähnt, wie früher die Herzoge von Teck allhier „ihre Hofhaltung gehabt“ und „folgends die Burg an Edelleute, genannt die Maier, welche sich darnach bis zu ihrem Abgang, davon die Maier von W. geschrieben“ gekommen sei. Unter diesen Maiern sind namentlich Heinrich 1298, Konrad 1303, Benz 1307, Berthold 1330, ein paar Ulriche 1368 bis 1441, in welch letzterem Jahre der letzte Ulrich, Besitzer von Kalteneck bei Holzgerlingen, unbeerbt starb, bekannt. (Crusius 3, 186. 195. 197; Schmid, Gr. v. Hohenb. 429; Mon. Hohenb. 567. 629. 799. 851. 855; Steinhofer 2, 823.) Eine Wohnung in Waßenegg war noch 1563, 1637 aber alles längst zerstört.

Waßeneck war wegen der steilen Abhänge des Bergrückens auf 3 Seiten unzugänglich und auf der westlichen, allein zugänglichen Seite durch einen tiefen, den schmalen Bergrücken quer durchschneidenden Graben fest. Auch auf der Ostseite, gegen den Neckar hin, laufen in verschiedenen Abständen 2 Gräben quer über den Bergrücken, so daß die Burg mit ihren Vorwerken aus 3 Abtheilungen bestand; in der östlichsten befinden sich noch Reste des Burgmantels und eines Gebäudes. In der westlichsten Abtheilung stand die eigentliche Burg, die nur schmal, aber von ziemlicher Länge war. Nach den wenigen Überresten zu schließen, war die Bauart von großer Festigkeit und

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_157.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)