Seite:OAB Oberndorf 167.jpg

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evangelische Kirchengemeinde, welche bis 1820 nach Aistaig eingepfarrt war. In diesem Jahre wurde ihr die ehemalige Augustinerklosterkirche zum Gottesdienst eingerichtet und im Jahr 1836 wurde statt des bisherigen Vikars ein eigener Stadtpfarrer angestellt. Als Filial wurde ihm Boll (O.-A. Sulz) bisher Filial von Wittershausen zugetheilt. 1

Das Augustinerkloster war ursprünglich ein Frauenkloster, welches am 27. Mai 1264 in den Orden der Eremiten St. Augustinus aufgenommen wurde. Dies ist die früheste Nennung desselben,[1] seine ursprüngliche Stätte war der Schorrenwald auf der Markung von Brittheim (O.-A. Sulz). Über die frühesten Stifter verlautet nichts Urkundliches; in späteren Zeiten galten dafür die Herzoge von Teck, welche als die bedeutendsten Besitzer in der Gegend jedenfalls zum Aufblühen der geistlichen Anstalt mitgewirkt haben mochten. Am 19. Sept. 1279 nahm Papst Nikolaus III. die neue Stiftung unter den besonderen Schirm des päpstlichen Stuhles. Wahrscheinlich 1281 wurde das Kloster von seiner ersten Stelle nach der Vorstadt von Oberndorf versetzt (Köhler 60). Für sein Aufblühen sollte mitwirken der 40tägige Ablaß, welcher 1295, 1323, 1388 den Besuchern der Klosterkirche zugesagt wurde. Namhafte Erwerbungen des Klosters waren im Jahr 1322–1325 Haarhausen (jetzt abgegangen bei Brittheim O.-A. Sulz), im Jahr 1334 der Kirchensatz in Bochingen, ein Geschenk Herzog Friedrichs von Teck (Kirche B. inkorporirt 1364). Für die nöthig gewordenen Neubauten waren im Jahr 1323 Beisteuern beizutreiben. Im Jahr 1342 ist von entrissenen Klostergütern die Rede, welche der Abt von Alpirsbach auf den Befehl des Papstes Clemens VI. dem Kloster wieder verschaffen sollte. Mit der Stadt Oberndorf verglich sich das Kloster am 9. April 1455, daß alle Güter, welche es von jetzt an erwerben würde, wenn sie steuerfrei seien, es auch bleiben und daß das Kloster, wie bisher, 9 Sch. Hell. zu jeder Steuer geben sollte. Ein weiterer Vergleich wurde am 15. Nov. 1497 geschlossen, nach welchem das Kloster jährlich 2 H. 5 Sch. Steuer zahlen und alle seine ferneren Erwerbungen steuerfrei sein sollten. Im Anfang des 16. Jahrhunderts war das Kloster sehr in Zerfall gekommen und die Zucht tief gesunken, es soll mehr des


  1. Ungeschichtlich ist die Angabe der Zimmerischen Chronik (1, 370; vgl. 1, 87), wonach ein Herzog Friedrich von Teck um 1100 [zu welcher Zeit es noch keine solche Herzoge gab] „einer seiner Töchter zu lieb, die blind geboren, das Kloster baute“.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_167.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)