Seite:OAB Oberndorf 171.jpg

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denen der im Hinterdörfle nie versiegt, ferner 2 Schöpf- und 12 Pumpbrunnen. Auch die Markung ist quellenreich; eine halbe Viertelstunde vom Ort am Abhang laufen 3 große Brunnquellen, von denen die bedeutendsten der Schrondel- und der Braischenbronnen sind; mit diesen 3 Quellen werden große Strecken Wiesen gewässert; ferner entspringt auf der Grenze zwischen hiesiger und Röthenberger Markung die Eschach und gegen Südwesten hin fließen der Aichhaldergrundbach und der Alterbaurenbach.

Vicinalstraßen führen am Zollhaus vorbei, nach Winzeln, nach Sulgau und nach Waldmössingen.

Die Einwohner, ein gesunder Menschenschlag, sind sehr thätig, gewerbsam, meist geordnet und sparsam; 4 Ortsangehörige zählen gegenwärtig über 80 Jahre.

Haupterwerbsquellen sind neben Ackerbau und Viehzucht vorzugsweise Leineweberei und Strohflechten; 120 Personen beschäftigen sich mit Strohflechten und setzen ihre Fabrikate, meist Hüte und Taschen, hauptsächlich in die Rheingegenden ab, was dem Ort eine jährliche Einnahme von etwa 40.000 fl. sichert. Die Leineweberei steht in noch größerer Blüthe; 4 Leinwandfabrikanten, die ihr Geschäft ins Große treiben, beschäftigen 150 Personen; 8 weitere Personen treiben Handel mit verfertigter Leinwand. Um die Hebung der Industrie hat sich der gegenwärtige Ortsvorstand Braitsch besonders verdient gemacht. Außerhalb des Ortes sind 2 Getreidemühlen, eine mit 2 Mahlgängen und mit 1 Gerbgang, die andere mit 1 Mahl- und 1 Gerbgang; 5 Schildwirthschaften, 2 Kauf- und 1 Kramladen bestehen.

Früher wurde an drei Stellen Torf abgebaut und der gewonnene Torf an die Saline Rottenmünster abgesetzt. Auf der Markung finden sich viele los herumliegende Jaspise, die zuweilen als Feuersteine benützt werden.

Die Vermögensumstände der Einwohner gehören, mit Ausnahme der vermöglichen Fabrikanten, zu den mittelmäßigen; der begütertste Ortsbürger besitzt an Grundeigenthum 80 Morgen, worunter etwa 15 Morgen Wald, der sog. Mittelmann 15–20 Morgen, worunter 10 Morgen Wald, die minder bemittelte Klasse 3–6 Morgen, worunter 2–3 Morgen Wald. Zur Unterstützung der Armen verwendet die Gemeinde jährlich 5–600 fl.

Die ausgedehnte, gegen Westen an das Großherzogthum Baden grenzende Gemeindemarkung erstreckt sich zum größten Theil über die flache, von ganz mäßig eingefurchten Thälchen durchzogene Hochebene; der

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)