Seite:OAB Oberndorf 184.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Forsthaus nördlich angebaute Thurm, der einst an der Westseite der sogenannten alten Kirche stand; er hat ein schlichtes romanisches Portal und innen ein altgothisches Rippenkreuzgewölbe mit einem Rosetten-Schlußstein. Gegen Osten, wo die Kirche angebaut war, ist jetzt der große doppeltgewölbte Rundbogen vermauert. Dem Stile des Portales nach ist der Thurm so ziemlich gleichzeitig mit der Hauptkirche erbaut. Gegenwärtig dient sein unteres Stockwerk als Pferdestall.

Der Begräbnißplatz wurde schon im vorigen Jahrhundert außerhalb (südwestlich) des Orts angelegt.

Das dreistockige, massiv von Stein erbaute Pfarrhaus, welches Eigenthum des Staats ist, steht hinter dem ehemaligen Kloster und war ursprünglich das Klosterbadhaus; nach Aufhebung des Klosters wurde es namhaft vergrößert und zu seinem gegenwärtigen Zweck eingerichtet.

Vor der Kirche steht das ehemalige ansehnliche Oberamteigebäude, im ersten Stock befindet sich die Realschule und die Wohnung des Reallehrers, im oberen die Revierförsterswohnung. Vor dem Gebäude ist ein freier Platz, beschattet von der großgewachsenen, ehrwürdigen Klosterlinde. Im Forstgarten steht eine ziemlich große, achteckige Brunnenschale aus gothischer Zeit.

Das zweistockige Rathhaus, ein stattliches und sehr hübsches, im Renaissancestil errichtetes Gebäude, dessen unteres, aus Stein erbautes Stockwerk kräftige, rundbogige Pfeilerarkaden hat, zeigt im oberen Stockwerk einfach-zierlichen Holzbau. Eine an den Arkaden angebrachte steinerne Tafel enthält folgende Inschrift:

Ex mandato serenissimi principis Christophori Ducis Würtembergiae locatae et aedificatae sunt aedes praetorii per Oeconomum M. Conradum Maier Anno 1566.

In der Rathsstube steht ein sehr schöner Rococotisch. Das Rathhaus war früher zugleich Wirthshaus; im Jahr 1596 war Andreas Haas Wirth auf dem Rathhaus und noch 1724 war Joh. Jak. Schrey Hirschwirth auf dem Rathhaus.

Das 1835 ganz neu erbaute Schulhaus enthält 3 Lehrzimmer und die Wohnung des ersten Schulmeisters und des Lehrgehilfen; der zweite Schulmeister wohnt in dem der Gemeinde gehörigen früheren Kameralamtsgebäude, in demselben befindet sich auch die lateinische Schule mit einem Lehrzimmer und die Wohnung des Kollaborators.

Das Postamtsgebäude steht in der Hauptstraße unfern des Gasthauses zum Löwen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_184.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)