Seite:OAB Oberndorf 215.jpg

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auf Konsolen, S. Mauritius, Petrus, Paulus, Georg. Über dem Triumphbogen hängt ein gutes Krucifix aus der Renaissancezeit; die beiden Seitenaltäre sind sehr groß, in pomphaftem Zopfstile gehalten und mit tüchtigen Ölgemälden geschmückt. Auch die Kanzel und der darunter befindliche Beichtstuhl (beide Holz und vergoldet) sind in sehr reichem und schönem Zopfstile ausgeführt; alle diese Stücke stammen aus dem aufgehobenen Kloster Bernstein. An den Wänden des Schiffes umher hängen die Bilder der Stationen. Von den 3 Glocken ist die größte gegossen in Reutlingen von Johannes Kurz und Sohn 1823, die zweite, schönverzierte hat die Umschrift: Jos. Beniamin Grieninger in Villingen gos mich 1766; die dritte Glocke ist sehr alt, mit 4 kleinen Krucifixen geschmückt und hat eine unleserliche Inschrift in lateinischen Majuskeln.

Östlich vom Chor steht eine Nische mit einem steinernen Krucifixe. Die Kirche wurde von der Stiftungspflege erbaut und wird auch von ihr unterhalten. Der Begräbnißplatz ist 1811 außerhalb des Ortes angelegt und 1861 erweitert worden.

Einige hundert Schritte westlich vom Orte steht die ziemlich große St. Wolfgangskapelle; sie hat im flachgedeckten Innern ein Zopfaltärchen und am Thürsturz die Jahrszahl 1728.

Das stattliche vom Staat zu unterhaltende Pfarrhaus wurde 1780 erbaut.

Das dreistockige ziemlich ansehnliche, 1808 erbaute und 1851 erweiterte Schulhaus enthält 2 Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Das Rathhaus wurde in den zwanziger Jahren aus einem stattlichen Bauernhause hergerichtet.

Im südlichen Theil des Orts stand früher eine mit Graben umgebene Burg, die nun gänzlich abgegangen ist; ein an der Stelle der ehemaligen Burg stehender Bauernhof wird heute noch der Schloßbauren Hof genannt. Auch bestand hier ein Frauenkloster (Klause), das 1492 aufgehoben wurde.

Gutes und gesundes Trinkwasser liefern reichlich 4 laufende, 1 Schöpf- und 7 Pumpbrunnen; das Wasser wird in hölzernen Deucheln theils von Quellen im Ort, theils nahe dabei hergeleitet. Auch die Markung ist reich an guten Quellen, die zusammen den Irslenbach, früher Urselbach, bilden, der zuweilen hoch anschwillt. Im sog. Ried bestand früher ein kleiner See, der jetzt trocken gelegt und in Wiesengrund verwandelt ist.

Eine Wette findet sich im Ort.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_215.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)