Seite:OAB Oberndorf 216.jpg

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Die Staatsstraße von Oberndorf nach Rosenfeld geht durch den Ort. Vicinalstraßen führen von hier nach Sigmarswangen und nach Wittershausen. Eine steinerne Brücke geht im Ort über den Irslenbach, ferner befindet sich je eine an der Straße nach Altoberndorf, an der nach Oberndorf und am sog. See; 2 davon hat der Staat und 2 die Gemeinde zu unterhalten.

Die Einwohner, ein gesunder und schöner Menschenschlag, sind gutmüthig, fleißig, geordnet und religiös; 4 Ortsangehörige zählen gegenwärtig über 80 Jahre. Die kleidsame Volkstracht ist leider bei ihnen am Verschwinden.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht. Von Handwerkern sind am stärksten vertreten und arbeiten auch theilweise nach außen: Schuster, Schneider, Weber, Schmiede, Schlosser, Wagner, Zimmerleute, Maurer, Steinhauer. Früher wurde für die Fabrik in Schramberg viel Stroh geflochten.

Die Markung hatte ehemals einen reichen Vorrath an grobkörnigen Keupersandsteinen von ausgezeichneter Güte, die aber jetzt so ziemlich ausgebeutet sind; im Lausbühl besteht noch ein großer Muschelkalksteinbruch, der Fundamentsteine und Straßenmaterial liefert; dann ist die Markung reich an Gips- und Sandgruben, auch Lehm- und Töpferthon wird gewonnen. Drei Bierbrauereien, die zugleich Schildwirthschaften sind, und 2 Kramläden bestehen.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den günstigen; die Hälfte der Einwohner kann noch Früchte verkaufen. Der begütertste Bürger besitzt 80 Morgen Feld und 16 Morgen Wald, der Mittelmann 40 Morgen Feld und 6–10 Morgen Wald, die ärmere Klasse 2 bis 3 Morgen Feld. Auf angrenzenden Markungen besitzen hiesige Bürger etwa 40 Morgen.

Die ziemlich große Markung bildet mit Ausnahme der Keuperterrasse, welche jedoch meist für den Waldbau benützt wird, eine flachwellige, von einigen unbedeutenden Thälchen durchzogene Hochebene und hat einen fruchtbaren, sehr verschiedenen Boden, der theils leicht (Zersetzung der Lettenkohlengruppe) ist, theils gegen die Keuperterrasse hin, wo die Zersetzungen der Keupermergel einwirken, schwer und thonig wird. Im Süden der Markung tritt vorherrschend ein sehr fruchtbarer Lehm auf und die dem Keuper angehörige Gruppe besteht aus Mergel und auf den Anhöhen aus Sand (Zersetzung des grobkörnigen Keupersandsteins); an den Abhängen gegen die Thälchen findet sich ein kalkreicher Boden (Zersetzung des Muschelkalks). Erdfälle kommen im Breitenhag und im Vogelloch vor.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_216.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)