Seite:OAB Oberndorf 221.jpg

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Holzhandel bestehen. Von den Gewerben sind hauptsächlich die schon oben angeführten Mühlwerke zu nennen.

Die Vermögensumstände sind ziemlich gut, übrigens besteht das Hauptvermögen in Waldungen, von denen viele Bürger 20–100 Morgen besitzen; die ärmere, meist aus Taglöhnern bestehende Klasse hat keine Waldungen. Armenunterstützungen hat die Gemeinde derzeit nicht zu reichen.

Die verhältnißmäßig große, größtentheils aus Wald bestehende Markung ist, mit Ausnahme der schmalen Kinzigthalebene, sehr bergig und hat im allgemeinen einen ziemlich unfruchtbaren sandigen Boden (Zersetzungen des Buntsandsteins und des Todtliegenden).

Das Klima ist ziemlich mild und Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist wegen des ungünstigen Terrains untergeordnet und beschränkt sich hauptsächlich auf den Anbau von Roggen und Haber, weniger Dinkel und Gerste; von den Brach- und Handelsgewächsen baut man Kartoffeln, Hanf und Flachs, jedoch nur für den eigenen Bedarf. Die Güter sind meistens geschlossene und werden willkürlich bewirthschaftet (Wechselwirthschaft); beim ersten Umsturz wird Haber angepflanzt, nach diesem Roggen oder Kartoffeln; die Brache benützt man als Weide. Die erzeugten Getreidefrüchte befriedigen das örtliche Bedürfniß nicht, daher noch ziemlich viel Getreide von außen bezogen werden muß.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt, liefert aber meist saures Futter.

Von wenig Belang ist die Obstzucht, für die sich die Gegend, wegen der häufigen Frühlingsfröste und des mageren Bodens, nicht eignen will.

Pferdezucht besteht nicht, dagegen ist die Rindviehzucht, welche sich mit einer Kreuzung von Land- und Simmenthalerrace beschäftigt und durch einen Simmenthaler Farren unterhalten wird, in ziemlich gutem Zustande und hat sich seit 20 Jahren wesentlich verbessert. Das Vieh wird noch ausgetrieben. Der Handel mit Vieh ist nicht ausgedehnt.

Einige Schweinezucht (halbenglische und Landrace) besteht, doch werden auch Ferkel eingeführt und theils zum Hausverbrauch, theils zum Verkauf gemästet.

Von wenig Belang ist die Zucht des Geflügels und der Bienen.

Die Fischerei in der Kinzig und ihren Nebenzuflüssen, welche sich blos mit Forellen beschäftigt, hat der Staat, der sie um jährlich 5 fl. 24 kr. an Privaten verpachtet.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)