Seite:OAB Oberndorf 240.jpg

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Harthausen,
Gemeinde III. Klasse mit 358 Einw., wor. 11 Ev. a. Harthausen, Pfarrd., 327 Einw., b. Lichtenegg, Schloß mit Schloßmühle, 11 Einw., c. Ramstein, Hof, 20 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Trichtingen (O.A. Sulz) eingepfarrt und die Parzelle Ramstein ist der kath. Pfarrei Irslingen (OA. Rottweil) zugetheilt. 11/2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.


Am westlichen Rande des flachen, wiesenreichen Füllbachthälchens, das nordwestlich gegen das Trichtenbachthal zieht, liegt weit zerstreut der nicht unfreundliche, aus meist kleinen Häusern bestehende Ort. Die Straßen sind chaussirt und in nicht besonders günstigem Zustande.

Die kleine hübsche, dem h. Michael geweihte gothische Kirche liegt malerisch am östlichen Ende des Dorfes auf einer kleinen Erhöhung, die etwas in das Füllbachthälchen hereintritt. Sie hat im Westen einen dreistockigen mit altem hohem Satteldach bekrönten Thurm und gegen Osten einen halbachteckig geschlossenen Chor; ihre Fenster sind einfach spitzbogig, eines der Chorfenster hat einen geraden Sturz, worauf ein Wappenschild mit einem Vierblatt angebracht ist. Der Thurm zeigt im dritten Stockwerk rundbogige Schallfenster und über seinem Eingang die Wappen der Herrn von Stain und von Speth mit der Jahreszahl 1573. Das flachgedeckte Innere hat im Westen eine große Empore; der Triumphbogen ist in gedrücktem Bogen geführt; Kanzel und Hochaltar sind im Zopfstil gehalten, letzterer mit großem, jetzt erneuertem Ölbilde, die Flucht nach Egypten; daneben stehen die Holzfiguren Petrus und Paulus. Innen im ersten Geschoß des Thurmes sind an der Wand vier merkwürdige Kragsteine angebracht und die Grabplatte eines Joh. Ant. Joseph von Stain zum Rechtenstein, kais. Obristwachtmeister und Kommandant auf Hohenzollern, geb. 1692, gest. 1765. Die beiden Glocken sind unzugänglich. Die Baulast ruht auf der Heiligenpflege.

Der ummauerte Friedhof liegt um die Kirche.

Das stattliche Pfarrhaus wurde 1811–1815 von dem ersten Pfarrprokurator Joseph Rupert Wucherer auf eigene Kosten erbaut, derselbe stiftete auch einen Fonds von 250 fl., aus dessen Zinsen es unterhalten wird; als zweiter Baupflichtiger tritt die Pfarrei, als dritter der Interkalarfonds ein.

An der südwestlichen Grenze des Orts steht eine kleine Kapelle.

Schul- und Rathhaus sind in einem sehr schönen und großen, mit Thürmchen und Glocke geschmückten Gebäude vereinigt, das 1840

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_240.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)