Seite:OAB Oberndorf 249.jpg

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Quellen, was in der hohen Lage und in der gänzlichen Zerklüftung und Durchhöhlung des Muschelkalks seinen Grund hat; 1/4 Stunde vom Ort sind 2 kleine Weiher angelegt und im Orte selbst 3 Wetten, wovon 2 als Viehbrunnen benützt werden. Erdfälle sind sehr viele auf der Markung vorhanden; in der Zelge gegen Marschalkenzimmern kommt schon 1685 die tiefe Grube vor.

Die Staatsstraße von Oberndorf nach Freudenstadt berührt den südlichen Theil der Markung; Vicinalstraßen gehen von hier nach Beffendorf, Fluorn, Marschalkenzimmern, Weiden und Römlinsdorf.

Die Einwohner sind stark und kräftig gebaut und erreichen nicht selten ein hohes Alter; gegenwärtig zählt hier ein Mann über 80 und einer über 90 Jahre. Der Charakter der Leute ist löblich; sie sind fleißig, sparsam und geordnet; ihre kleidsame Volkstracht verschwindet leider mehr und mehr.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht; die Gewerbe werden nur für das örtliche Bedürfniß getrieben; Schuster, Schneider und Schmiede sind am meisten vertreten; 3 Schildwirthschaften, wovon 2 mit Bierbrauereien verbunden, 1 Kauf- und 1 Kramladen bestehen.

Die Vermögensverhältnisse sind im allgemeinen gut; der begütertste Bürger besitzt 108 Morgen Feld und 32 Morgen Wald; der Mittelmann 27 Morgen Feld und 21/2 Morgen Wald; die ärmere Klasse gegen 5 Morgen Feld. Auf angrenzenden Markungen besitzen hiesige Bürger 205 Morgen Feld, darunter 180 Morgen auf Oberndorfer Markung.

Die ziemlich große, wohl arrondirte Markung hat eine hohe wellige Lage und einen größtentheils fruchtbaren Boden, der theils aus Lehm, theils aus leichtem Sand (Zersetzung des Lettenkohlensandsteins) besteht; an etwas tiefer gelegenen Stellen tritt häufig ein sog. Malmboden (Verwitterung des Muschelkalkdolomits) auf. Der Boden begünstigt hauptsächlich den Dinkel- und Haberbau, während die übrigen Cerealien weniger gut gedeihen.

Auf der Markung bestehen zwei Lettenkohlensandsteinbrüche, die gute Werksteine liefern, auch wurde früher im westlichen Markungstheil Grunderz gegraben und in die Schmelzwerke im Christophsthal gebracht.

Wegen der hohen freien Lage ist der Ort heftigen Winden sehr ausgesetzt, überhaupt das Klima ziemlich rauh und die Nächte sind auch den Sommer über kühl, zuweilen kalt. Schädliche Frühlingsfröste kommen häufig vor, dagegen ist Hagelschlag selten.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_249.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)