Seite:OAB Oberndorf 258.jpg

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der Terrasse, welche der Granit bildet, hinter dem sich alsdann der Buntsandstein als hohe, durchaus bewaldete Stufe erhebt. Nur einzelne Ansiedelungen, wie Reibenhof und ein zu Mückenberg gehöriges Haus haben sich auf die Hochebene des Buntsandsteins gewagt. Auch die an der Landesgrenze liegende Parzelle Vöhrenbühl hat eine sehr hohe Lage (2748 württ. F.). Durch den Ort führt die im Jahr 1784 angelegte Schramberg-Hornberger Landstraße, an der in demselben Jahre 5 Wirthshäuser zur Zuflucht für Reisende auf dieser rauhen Höhe erbaut wurden, von denen im Jahr 1833 4 abbrannten und nur das Gasthaus zum Adler von den Flammen verschont blieb. Von den abgebrannten Wirthschaften stunden 2 auf badischem Gebiet. Die durchgängig im Schwarzwaldstil (Gebirgsstil) erbauten Häuser der zerstreuten Weiler und Höfe winken von ihren Vorsprüngen malerisch in die engen Gebirgsthäler herab und verleihen der Gegend einen besonderen landschaftlichen Reiz, der unwillkürlich an die Schweiz erinnert.

L. gehörte zur Herrschaft Schramberg und wechselte mit ihr die Besitzer.

Der Ort kommt schon unter dem 25. Sept. 769 vor, als Lutinbah, als die Nonne Cotaniwi mit ihrem hiesigen Besitz das Kloster St. Gallen beschenkte, am 23. Jan. 786 als Leodrabach. Damals bestand hier ein Nonnenklösterlein, dessen Spur nachher verschwindet.

Ums Jahr 1101 half Hugo von Wehrstein eine Schenkung von Gütern in L. an das Kl. Alpirsbach vermitteln.

Kirchenpatron ist der Graf von Bissingen-Nippenburg. Vordem war die Kirche (gestiftet um 1390 von Erhard von Ramstein) der Kastvogtei in Schramberg einverleibt.


Mariazell.
Gemeinde III. Klasse mit 652 Einw., worunter 51 Evang. a. Mariazell, Pfarrdorf, 448 Einw., b. Burschachen, Weiler, 39 Einw., c. Hirzbühl, Hof, 6 Einw., d. Teufen, Weiler, 159 Einw. – Kath. Pfarrei; die Evang. sind nach Schönbronn eingepfarrt. Der Ort liegt 43/4 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt.


Der hübsche freundliche, ziemlich kleine Ort (in der Volkssprache „Märgenzell“) hat eine anmuthige Lage in der sanften weiten Thaleinsenkung der Eschachquellen; seine großentheils stattlichen Häuser stehen weit und malerisch zerstreut, von Baumwiesen und Gärtchen unterbrochen, an den oft sehr breiten, gutgehaltenen Straßen. Von den höheren Stellen der Markung aus hat man eine schöne Fernsicht an den Heuberg.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_258.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)