Seite:OAB Oberndorf 260.jpg

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Im Innern ist das Schiff flachgedeckt, der Triumphbogen, in dem ein Kruzifix herabhängt, spitz, der Chor mit einem hohen spätromanischen Rippenkreuzgewölbe überdeckt, das auf theilweise verstümmelten, schön kapitellirten Säulen, mit Eck-Knollen an den Basen, ruht. Im Westen steht eine Empore, worauf die Orgel. Der große Hochaltar ist im Zopfstile gehalten und 1723 geweiht. An der Nordwand des Schiffes steht auf einer Konsole eine schöne holzgeschnitzte h. Katharina aus gothischer Zeit. Das oberste Geschoß des Thurmes, von der sehr sorgfältig ausgeführten korbartigen Kuppel bedeckt, bildet innen einen schönen luftigen Raum; an seinen Wänden hängen 3 steinerne Wappenschilde; der eine zeigt das Wappen der Herren von Stain und hat dabei ein Inschrifttäfelchen HE. VN STAIN 1608, der zweite zeigt das Hersperg’sche Wappen und ein Inschrifttäfelchen mit G. F. V. HERSPERG 1608, der dritte einen wagrechten Balken.

Von den 4 Glocken ist die größte 1857 von August Hugger in Rottweil, die zweite 1852 von demselben gegossen; um die dritte steht: Matheus Grieninger gos mich in Villingen Anno 1708, die vierte Glocke, die weiter oben hängt, stammt vom Jahre 1816. Die nördlich an den Thurm gebaute Sakristei ist auch sehr alt und aus großen Buckelquadern errichtet; sie hat innen in den Ecken kurze Rundsäulen, die jetzt ein spätgothisches Netzgewölbe tragen. An der nördlichen Friedhofmauer ist ein alterthümlicher strenger Christuskopf eingemauert.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der gemeinschaftlichen Stiftungspflege Schramberg.

Das gutgehaltene stattliche Pfarrhaus steht nördlich am Friedhofe und ist auch von der Stiftungspflege Schramberg zu unterhalten; das frühere brannte im Jahre 1714 ab.

Schul- und Rathhaus sind in einem mittelmäßigen, 1834 erbauten Gebäude vereinigt, das 2 Lehrzimmer und die Wohnung des Unterlehrers enthält; der Schulmeister wohnt im Meßnerhaus.

Im Jahr 1507 brannte der Ort bis auf ein Haus ab, im Jahr 1704 brannten die Franzosen 13 Gebäude nieder, und den 27. März 1800 wurden 25 Gebäude eingeäschert.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 5 laufende, 20 Pump- und 10 Schöpfbrunnen; auch die Markung hat gute Quellen zum nöthigen Bedarf; die auf der Markung entspringende Eschach und ihr Zufluß fließt durch den Ort; südöstlich davon lag früher ein 20–24 Morgen großer Weiher, der den Grafen von Bissingen gehörte,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_260.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)