Seite:OAB Oberndorf 266.jpg

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eben gelegen und hat einen mittelfruchtbaren, theilweise unergiebigen Boden, der theils aus einem tiefgründigen Lehm und den etwas thonigen Zersetzungen der Anhydritgruppe, theils aus mageren, häufig nur als Weide benützten Wellenmergeln und aus den Zersetzungen des Buntsandsteins besteht.

Das Klima ist nicht besonders rauh und die Sommernächte meist mild, so daß in den Gärten noch Gurken und Bohnen gedeihen, die allerdings zuweilen von Frühlingsfrösten leiden. Wegen der hohen Lage ist die Gegend den Winden ausgesetzt; Hagelschlag kommt selten vor.

Dem im allgemeinen guten Betrieb der Landwirthschaft steht der Mangel an Wiesen etwas entgegen, was durch einen kräftigen Futterkräuterbau zu ersetzen gesucht wird. Man baut außer den gewöhnlichen Getreidearten Kartoffeln, Luzerne, dreiblätterigen Klee, Esparsette, Wicken und für den eigenen Bedarf Reps, Mohn, Flachs und Hanf. Von den Getreideerzeugnissen können jährlich etwa 580 Scheffel Dinkel und 300 Scheffel Haber verkauft werden.

Der nicht ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes Futter, das für den Ort nicht zureicht, so daß noch Futter von außen zugekauft werden muß; die Wiesen, von denen 40 Morgen bewässert werden können, sind 2mähdig, auf den Parzellen Breitenwies und Hönweiler theilweise nur einmähdig.

Die Obstzucht, welche sich mit den gewöhnlichen Mostsorten und Zwetschgen beschäftigt, ist ziemlich ausgedehnt und erlaubt in günstigen Jahren einigen Verkauf nach außen. Einige kleinere Baumschulen sind vorhanden und ein besonderer Baumwart ist aufgestellt.

Aus den vorhandenen 100 Morgen Gemeindewaldungen werden jährlich etwa 40 Klafter und 4000 St. Wellen geschlagen; das meiste Holz wird als Langholz verkauft und ein Theil des Erlöses, wie auch die Wellen, unter die Bürgerschaft vertheilt; der Rest mit 3–400 fl. fließt in die Gemeindekasse.

Die vorhandenen Weideplätze werden nebst der Brach- und Stoppelweide von der Gemeinde theils an einen fremden Schäfer, theils an Privaten um 180 fl. verpachtet und die Pferchnutzung trägt jährlich etwa 160 fl. ein. In Breitenwies und in Hönweiler ist die Weide Eigenthum einzelner Bürger, welche sie für Schafe und Rindvieh benützen.

Eigentliche Pferdezucht ist unbedeutend; es wird hauptsächlich ein tüchtiger Wagenschlag gezüchtet, wobei die Stuten auf die Beschälplatte nach Waldmössingen zur Bedeckung gebracht werden.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_266.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)