Seite:OAB Oberndorf 274.jpg

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Die Vermögensverhältnisse gehören zu den günstigen, der begütertste Bürger besitzt etwa 60 Morgen Feld und 40 Morgen Wald, der Mittelmann 40–50 M., worunter 5–10 M. Wald, die am wenigsten bemittelte Klasse 5–10 Morgen Feld; auf angrenzenden Markungen haben hiesige Bürger etwa 30 Morgen Güter.

Die wohl arrondirte, im Verhältniß zur Einwohnerzahl ziemlich große Markung bildet eine von dem Heimbachthale und dessen Seitenthälchen durchfurchte Hochebene mit fruchtbaren, meist aus Lehm und den Zersetzungen der Anhydritgruppe bestehendem Boden; an den Gehängen des Heimbachthales und auf der rechten Seite über demselben tritt ein kalkreicher steiniger Boden (Zersetzung des Hauptmuschelkalks) auf und in dem Thale lagert fruchtbarer Wiesengrund.

Das Klima ist ziemlich rauh und der Ort wegen seiner hohen Lage den Winden ausgesetzt; Frühlingsfröste und kalte Nebel schaden nicht selten der Obst- und Weizenblüthe. Hagelschlag kommt zuweilen vor.

Die Landwirthschaft wird mit vielem Fleiß betrieben und der Boden mit den gewöhnlichen Düngungsmitteln, der sorgfältig gesammelten Jauche, und mit Gips, Asche, Hallerde, Kompost etc. zu heben gesucht. Verbesserte Ackergeräthe haben Eingang gefunden. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien, Kartoffeln, sehr viel dreiblätteriger Klee, in neuerer Zeit auch ziemlich viel Luzerne, Kraut, Rüben und von Handelsgewächsen, jedoch meist nur für den eigenen Verbrauch, Reps, Mohn, Flachs, Hanf und in neuerer Zeit auch Hopfen. Von den Getreidefrüchten können jährlich nach außen abgesetzt werden etwa 250 Scheffel Dinkel und 100–150 Scheffel Haber.

Die in der Thalebene des Heimbachs und in dessen Seitenthälchen gelegenen Wiesen können bewässert werden und liefern in zwei Schnitten ein gutes Futter; auf der Hochebene läßt man auch sogenannte Egarten liegen, welche ohne Ansaat schon im ersten Jahr einen Schnitt erlauben, dann aber 8–10 Jahre lang zweimähdig ein ausgezeichnetes Futter liefern.

Das Obst (meist rauhe Mostsorten) gedeiht nicht besonders gerne und reicht für den örtlichen Bedarf auch in günstigen Jahren nicht hin. Neben einigen Privatbaumschulen besteht auch eine von der Gemeinde angelegte, und zur Pflege der Baumzucht ist ein besonderer Baumwart aufgestellt.

Gemeindewaldungen sind nur 15 Morgen vorhanden, deren unbedeutender Ertrag zu Gunsten der Gemeinde verkauft wird.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_274.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)