Seite:OAB Oberndorf 277.jpg

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beibehalten. Wegen der gesunden Lage des Orts erreichen die Bewohner nicht selten ein hohes Alter, so starb z. B. im Jahre 1610 eine 100 Jahre alte Frau, 1686 ein 96jähriger Mann, 1704 der 94 Jahre alte Stabsvogt Schneider und gegenwärtig zählt eine Person 85 Jahre.

Haupterwerbsquellen sind Holzhauen und Flößerei, der Feldbau ist untergeordnet. Auf der Markung befinden sich auch Buntsandsteinbrüche, die jedoch nur für den eigenen Bedarf ausgebeutet werden; eine Viertelstunde unterhalb des Ortes, unfern der badischen Grenze, wurde 1843–44 die erste große Granit-Trommel für die Gedenksäule des verstorbenen Königs Wilhelm gebrochen und mit 48 Pferden nach Stuttgart geführt. Auch für das Grabmal des Ministers Graf von Zeppelin wurden hier Granitblöcke gewonnen und nach Ludwigsburg gebracht. Auf der Markung bestanden früher einige Bergwerke, von denen eines Kobalterze lieferte.

Unter den Gewerbetreibenden sind die Schuster am meisten vertreten; sie arbeiten viel nach außen.

Es bestehen 1 Getreidemühle mit 2 Mahl- und 1 Gerbgang, 1 Hanfreibe, 5 Schildwirthschaften und 3 Kramläden.

Die Vermögensverhältnisse sind bei den meisten Einwohnern sehr bescheiden; der begütertste Bürger besitzt 25 Morgen Feld und 90 Morgen Wald (nur einer vorhanden), der Mittelmann 40 Morgen Feld und 9 Morgen Wald (nur 5 vorhanden), die ärmere Klasse 1–2 Morgen Feld. Gemeindeunterstützung genießen gegenwärtig 3 Personen.

Die nicht große, durchaus sehr bergige Markung hat im allgemeinen einen unergiebigen Boden, der größtentheils aus den Zersetzungen des Granits besteht; auf den bedeutenderen Höhen wird der Boden rothsandig (Zersetzung des Buntsandsteins).

Das Klima ist mild, jedoch im Früh- und Spätjahr meist rauh, daher auch nur bei günstigem Frühjahr feinere Gewächse, Gurken, Bohnen und auch die an Kammerzen gezogenen Trauben reifen. Hagelschlag kommt selten vor.

Wegen der gebirgigen Lage und des unergiebigen Bodens ist der landwirthschaftliche Betrieb ein ganz untergeordneter und wird willkürlich meist nur mit der Hacke ausgeführt.

Man baut hauptsächlich Roggen und Kartoffeln, weniger Haber, Gerste, Futterkräuter und in geringer Ausdehnung, nur für den eigenen Bedarf, die gewöhnlichen Handelsgewächse. Von den Getreideerzeugnissen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_277.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)