Seite:OAB Oberndorf 298.jpg

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welche sich mit einer guten Land- und Allgäuerrace beschäftigt, ist von keinem großen Belang; ein Gemeindebürger hält 2 Zuchtstiere (Landrace), gegen eine Gemeindeentschädigung von 50 fl. jährlich. Handel mit Vieh findet nicht statt, dagegen ist der Milchverkauf in Schramberg beträchtlich. Die Stallfütterung ist eingeführt und nur auf einzelnen Parzellen wird zuweilen das Vieh noch ausgetrieben.

Schafe laufen nur 40 Stücke auf der Markung.

Eigentliche Schweinezucht wird nur in ganz geringer Ausdehnung betrieben; die meisten Ferkel (Land-, ungarische und bayerische Race) werden eingeführt und beinahe alle für den eigenen Bedarf aufgemästet.

Die Ziegenzucht (etwa 60 Stücke) wird durch das bergige Terrain begünstigt.

Die nicht unbedeutende Zucht des Geflügels wird meist für den eigenen Bedarf getrieben und die der Bienen (191 Stöcke) ist im Zunehmen begriffen.

Die Fischerei, meist auf Forellen, hat gegen früher abgenommen und ist gegenwärtig von der Fischerei-berechtigten Gemeinde um 16 fl. jährlich verpachtet; der Gutsherr darf seinen Bedarf unentgeltlich fischen lassen. Steinkrebse kommen in ziemlicher Menge vor.

Von den zahlreichen Gewerben nennen wir:

1. Die Porcellan- und Steingutfabrik von Uechtritz und Faist mit etwa 400 Arbeitern, zu der im Jahr 1830 Isidor Faist den Grund legte und nach mehrjährigem Bestehen Freiherr v. Uechtritz beitrat; die Fabrikate sind weißes, farbiges, gedrucktes und bemaltes Steingut, wie auch seit dem Jahr 1852 weißes, theilweise mit Farben und Gold verziertes Porcellan. Ferner verdient die Darstellung von feuerfesten Backsteinen, die einer sehr hohen Temperatur zu widerstehen vermögen, erwähnt zu werden. Die Rohmaterialien werden theils bei Schramberg und dessen Umgegend gewonnen, theils aus größerer Ferne bezogen. Die Absatzorte für die verschiedenen sehr gesuchten Fabrikate sind: Württemberg, Baden, Bayern, die Schweiz, theilweise auch Österreich und Italien. Zum Betrieb der Massenmühlen und Pochwerke sind 12 Wasserräder und 250 Pferdekräfte thätig.

2. Die Strohwarenfabrik von J. P. Haas u. Comp, zu der im Jahr 1832 der gräflich von Bissingen’sche Rentbeamte, Koch, Schultheiß Jegglin und der katholische Ortsgeistliche die erste Anregung gaben, wurde auf Aktien gegründet; an ihr betheiligten sich die wohlhabenden Bürger Schrambergs und der zur

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_298.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)