Seite:OAB Oberndorf 301.jpg

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Als Nebengewerbe wird die Wollspinnerei meist für den eigenen Bedarf betrieben; das Strohhutnähen beschäftigt viele weibliche Personen und das Spalten der Strohhalme und der Palmblätter wird von Kindern, wie auch von älteren weiblichen Personen getrieben.

Mit den Fabrikaten der genannten Fabriken, insbesondere der Strohmanufaktur, der Porzellan- und Steingutfabrik, der Teigwarenfabrik, der Uhrenmacher etc. wird bedeutender Aktivhandel nach allen Ländern Europas und nach Amerika getrieben.

Eingeführt werden namentlich Rohprodukte, wie Erden, Geflechte, Palmblätter, Farbhölzer, Metalle, Steinkohlen etc.; durchgeführt Weine, Getreide, Obst, Vieh, Holz, Rinde, Öle, Sämereien etc. Frachtfahrer sind 14 im Ort mit zusammen 64 Pferden, welche nach Hausach, Villingen, Tryberg, Rottweil, Horb etc. fahren.

Die Stadt hat das Recht, alljährlich 6 Krämer- und Vieh-Märkte abzuhalten, auf denen sehr lebhaft mit Rindvieh und Pferden gehandelt wird; sodann besteht eine stark besuchte Fruchtschranne.

Eine im Jahr 1840 errichtete Realschule, 5 Volksschulen, eine Fortbildungsschule und eine Industrieschule; ferner ein Krankenhaus, ein Armenhaus, Arbeiterkassen, eine Gewerbebank und ein Gewerbeverein sind vorhanden.

Es besteht eine kombinirte Stiftung für die sog. Herrschaftsorte Schramberg, Aichhalden, Sulgen, Mariazell, Hardt, Lauterbach und Lackendorf; der ursprüngliche Stifter soll Eberhard v. Ramstein ums Jahr 1390 gewesen sein, die Hauptstiftung rührt jedoch von Rochus Merz von Staffelfelden her, welcher im Jahr 1550 7400 fl. Kapital und 321/2 Malter Molzenfrucht stiftete. Gegenwärtig besitzt die Stiftung 145.000 fl. Kapitalvermögen, 300 Morgen Güter und 500 Morgen Waldungen nebst bedeutendem Inventar an und in den Kirchen, Pfarrhäusern etc. Die Zinse werden zu Besoldungen der Geistlichen, theilweise der Lehrer, Unterstützung der Schüler, Kultkosten, Unterhaltung der Gebäulichkeiten etc. verwendet.

Die im Jahr 1806 gegründete Lokalarmenstiftung besitzt ein Kapitalvermögen von 10.000 fl.

Was nun die Alterthümer betrifft, so sind die Burgruinen in der nächsten Umgebung von Schramberg schon oben angeführt und es bleibt nur noch zu erwähnen, daß man auf der Burg Schramberg schon alte Waffen und Münzen aufgefunden hat; auch geht die Sage von dem tragischen Ende eines der Burgbesitzer, Rochus Merz, den in der Mitte des Burgwegs samt seinem Roß die Erde verschlungen haben soll; ein alter Bildstock bezeichnet diese Stelle.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_301.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)