Seite:OAB Oberndorf 309.jpg

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Strohflechterei für Junghans und Haas in Schramberg hier sehr in Blüthe.

Unter den Gewerbetreibenden sind am meisten vertreten Leineweber, Schuster, Schneider und Zimmerleute; nach außen wird wenig gearbeitet; 3 Schildwirthschaften und 2 Kramläden bestehen.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind mittelgut; der begütertste Bürger besitzt 70 Morgen Feld und Wald, der Mittelmann 30 und die ärmere Klasse 2 Morgen.

Nur 3 Familien genießen gegenwärtig Unterstützung von der Gemeinde, in freier Wohnung bestehend.

Die große, schön arrondirte Markung hat, mit Ausnahme des östlichen, etwas hügeligen Theils, eine flachwellige, beinahe ebene Lage, und im allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der großentheils aus einem etwas schweren Lehm, im Osten der Markung aber aus den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks besteht; ersterer ist etwas naßkalt, letzterer hitzig und steinig. Die Thalebenen sind ziemlich moorgründig und erzeugen stellenweise ein saures Futter.

Muschelkalksteinbrüche und Lehmgruben sind vorhanden; Torf wird in beschränkter Ausdehnung im Bachgebiet der Eschach gegen Heiligenbronn zu gewonnen.

Die meist bewegte, öfters stürmische Luft ist gesund und frisch, die Sommernächte meistens kühl, auch stellen sich zuweilen schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel ein. Hagelschlag kommt selten vor.

Der Zustand der Landwirthschaft ist in Vergleichung mit anderen Orten gut und man bemüht sich mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Brabanterpflug, eiserne Egge, Walze) und fleißiger Düngung, wobei neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Gips, Hallerde, Salzasche und Kompost in Anwendung kommt, den Boden immer nutzbringender zu machen.

Zum Anbau kommen vorzugsweise Dinkel und Haber, weniger Gerste, Weizen und Roggen; letzterer nur um des Bindstrohs willen. Von den Brachgewächsen sind es hauptsächlich die Kartoffeln, welche sehr gut gedeihen, ferner Futterkräuter (dreiblätteriger Klee, Esparsette, etwas Luzerne); Flachs und Hanf zieht man für den eigenen Bedarf und theilweise zum Verkauf. Der Reps will wegen der Frühlingsfröste nicht gedeihen. Von den Getreideerzeugnissen können jährlich etwa 1800 Scheffel Dinkel und 600 Scheffel Haber, hauptsächlich nach Schramberg und in das badische Kinzigthal abgesetzt werden.

Der Wiesenbau ist sehr ausgedehnt und liefert etwa zu 3/4 ein gutes und zu 1/4 ein saures Futter; obgleich viele Wiesen auf der

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_309.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)