Seite:OAB Oberndorf 313.jpg

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Eschen und andere Waldbäume stehen neben den von freundlichen Wiesenflächen umgebenen Häusern. Die 2 hier im Ort zusammenkommenden Staatsstraßen bilden die Ortsstraßen. Verschiedene Stellen der Markung bieten weite Fernsichten an den Schwarzwald und an die Alb, vom Zollern bis zu den Heubergen.

In einem Privathause befindet sich ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; auch das Rathszimmer ist in einem Privathause gemiethet.

Die Kirche nebst dem Begräbnißplatz wurde im Jahr 1858 in dem Pfarrweiler Schönbronn neu erbaut, wohin die evangelischen Einwohner von Sulgau und den Parzellen kirchlich gewiesen sind. Die Gemeinde hat im Verein mit Schönbronn die Kirche zu unterhalten, auch muß sie dem Staat jährlich 15 fl. zur Unterhaltung des 1864 in Schönbronn erbauten Pfarrhauses entrichten. Die Verstorbenen werden in Schönbronn beerdigt.

Mittelmäßiges Trinkwasser liefern 8 Schöpf- und 20 Pumpbrunnen; Wassermangel tritt zuweilen ein und auch die Markung ist arm an Quellen; östlich und südlich vom Ort befindet sich je eine Wette.

Die Staatsstraße von Schramberg nach Rottweil führt durch den Ort, in welchem von ihr die Staatsstraße nach Oberndorf ablenkt; überdieß sind Vicinalstraßen nach Sulgen und Aichhalden angelegt.

Die Einwohner, ein gesunder Menschenschlag, sind fleißige, geordnete und kirchlich gesinnte Leute, die ihre kleidsame altherkömmliche Volkstracht noch beibehalten haben; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht; als Nebengewerbe werden für die Stroh-Manufaktur in Schramberg Strohgeflechte verfertigt.

Eine Bierbrauerei mit Wirthschaft, 2 Schildwirthschaften und 1 Kramladen sind vorhanden.

Die Vermögensverhältnisse gehören, mit Ausnahme einiger größeren Bauern, zu den weniger günstigen; der begütertste Bürger besitzt 100 Morgen Feld und 30 Morgen Wald, der Mittelmann 30 Morgen Feld und 5 Morgen Wald; die ärmere Klasse 5 Morgen Feld. Auf der Markung Sulgen liegen etwa 30 hiesigen Bürgern gehörige Morgen Feld.

Die nicht große, von der Markung Sulgen unterbrochene Markung liegt mit wenigen Ausnahmen beinahe eben und hat einen mittelfruchtbaren, theilweise ganz unergiebigen Boden, der größtentheils aus den mageren Zersetzungen des Buntsandsteins und auf einer kleinen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_313.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)