ziemlich steil und durch Thälchen, Schluchten etc. vielfältig durchzogen, erhebt. Gegen Norden und Osten durch Berge geschützt hat der Ort eine gegen Westen und Süden offene, angenehme Lage, die jedoch nicht gesund genannt werden darf, indem einerseits die zur Reinigung der Luft viel beitragenden Ostwinde keinen Zutritt haben, andererseits die Ausdünstung der Gewässer viele Nebel verursacht, welche öfters längere Zeit über dem Ort sich lagern. Auch führt das Trinkwasser, das hinreichend vorhanden ist, viele Gypstheile, was mitunter der Grund von den nicht selten bei den Einwohnern vorkommenden Kröpfen und des früheren Kretinismus seyn mag. Letzteres Übel hat sich seit etwa 20 Jahren, in Folge der besseren ökonomischen Lage und der moralischen Hebung der Einwohner sehr vermindert. Mehrere reiche Wasserquellen liefern dem durch den Ort fließenden Hardtsteigbach, der sich an dem westlichen Ende des Dorfs mit dem Trichtenbach vereinigt, namhaften Zufluß. Die beiden Bäche treten übrigens bei starken Regengüssen etc. schnell aus ihren Betten, so daß sie z. B. in den Jahren 1819 und 1852 nicht nur die in der Thalebene stehenden Häuser gegen 4′ hoch in Wasser setzten, sondern auch das ganze Wiesenthal überschwemmten. Etwa 1/2 Stunde nordwestlich vom Ort liegt der 31/2 Morgen große Egelsee, auf dessen Grund man, als er in den 1820ger Jahren zur Hälfte ausgetrocknet war, Versuche auf Torfgewinnung machte, welche sich jedoch nicht lohnten. Die etwas erhöht am westlichen Ortsende stehende Pfarrkirche, welche Eigenthum der örtlichen Stiftungen ist, trägt zur freundlichen Ansicht des Dorfs vieles bei; sie war ursprünglich im germanischen Style erbaut, ist aber im Laufe der Zeit sowohl in ihrem Äußeren als Inneren styllos verändert worden. Der einfache, jedoch alte, mit einem Zeltdach gedeckte Thurm ist viereckig und das untere Stockwerk desselben vertritt die Stelle des Chors. Auf dem Thurme hängen drei Glocken, von denen die größte von Christian Kurtz in Reutlingen 1823 gegossen wurde, die mittlere trägt eine unverständliche Umschrift und die Jahrszahl 1478 und auf der kleinsten stehen die vier Evangelistennamen in alten Majuskeln. Die mit einem Kreuzgewölbe gedeckte Sacristei ist der älteste Theil der Kirche. Der Taufstein ist im germanischen Geschmack gut ausgeführt und in dem Langhaus befindet sich ein Glasgemälde mit der Umschrift: Hans Müller zue Trichtingen und Anna Schneckin seine Hausfraw haben dis Fenster machen lassen. Anno 1652. Ein weiteres Glasgemälde mit der Jahrzahl 1654 befindet sich im Chor der Kirche.
Der ummauerte Begräbnißplatz liegt um die Kirche.
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/258&oldid=- (Version vom 1.8.2018)