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Allmersbach und Waldrems, und begrenzt demnach in einem Bogen das Flachland auf drei Seiten, das nur gegen Westen an das weitgedehnte Muschelkalkland sich anschließt.

Die Partie des Muschelkalks, soweit sie den diesseitigen Bezirk angeht, bildet ein flachwelliges Land; mehr oder minder langgestreckte Flachrücken ziehen zwischen leicht eingefurchten Thälchen und Rinnen, die erst gegen das Murrthal hin etwas tiefer und schroffer in das Flachland einfurchen. Das Murrthal selbst, als Haupthal unseres Bezirks, beginnt erst unterhalb Zell in den Muschelkalk einzugreifen und kann schon hier den Charakter der Muschelkalkthäler nicht verläugnen; es wird gekrümmter und der Fluß fängt an in größeren Bögen dasselbe zu durchfließen. Noch entschiedener ist dieser Charakter in der Nähe von Backnang ausgesprochen, hier erscheinen schon die haftenförmigen Krümmungen des Flusses, welcher wechselseitig von Steilgehängen in der Weise begleitet wird, daß sich an die Außenseiten der graziösen Flußbögen steile, amphitheatralische Thalwände anlehnen, während auf den Innenseiten der Bögen weniger steile, zum Theil flach auslaufende Rücken den jenseitigen schroff ansteigenden Thalabhängen entgegen ziehen.

Die mittlere Erhebung des Muschelkalk-Flachlandes über das Mittelmeer beträgt 900–1000′, dasselbe dient beinahe ausschließlich dem Feldbau und unterscheidet sich auch in dieser Beziehung wesentlich von der waldreichen Keupergruppe.

2. Die Gruppe des Keupers nimmt den übrigen weit größeren Theil des Bezirks ein, mit Ausnahme einzelner Kuppen, die aus den untern Schichten der Liasformation bestehen und dem Keuper als freie Hügel in ganz mäßiger Ausdehnung ausgesetzt sind, jedoch auf den Totalcharakter der Gegend keinen wesentlichen Einfluß mehr äußern.

Die in den Bezirk eingreifenden Keuperhöhenzüge erheben sich meist kräftig, nur an einzelnen Stellen allmählig ansteigend über das Flachland des Muschelkalks und erscheinen, von der Ferne gesehen, als eine zusammenhängende hohe Terrasse, die indessen, in der Nähe betrachtet, von zahllosen Thälchen und Schluchten unterbrochen ist. Von dieser Terrasse strecken sich theils lang gedehnte Ausläufer, theils stark markirte Vorsprünge in das Flachland hinein. Die Abhänge sowohl gegen das Flachland, als auch gegen die Thäler, sind im allgemeinen hoch und steil, jedoch terrassenförmig ansteigend; die Terrassen (Absätze) sind durch die verschiedenen Keuperschichten bedingt, ebenso die auf den Hochflächen aufgesetzten Kuppen, mit Ausnahme derer, die dem Lias angehören. Die durch tiefe, häufig wilde Schluchten und Rinnen vielfältig unterbrochenen Abhänge zeigen meist schön modellirte, wohlgerundete Formen, die sich je zwischen zwei Schluchten gebildet haben und, sich hufförmig verbreiternd, gegen die Thalebenen und das Flachland auslaufen. Die Thäler und Thälchen sind mit Ausnahme

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 004. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)