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hingelegt, am Fuß des Jura sich ausbreitet, so trifft dies im Oberamt Balingen in einer Weise zu, daß man glauben möchte, dieser Gedanke sei gerade hier bei einem der zahlreichen Besuche des Meisters im 2. und 3. Jahrzehnt dieses Jahrhunderts entstanden. Über sieben große Ortsmarkungen des Oberamtes die der Oberamtsstadt selbst mit eingerechnet, hat sich die Liasfläche hingelegt, in welche sich nur im Norden die Bäche so tief eingenagt haben, daß der rothe Keuper unter den schwarzen, graugelb verwitternden Liasschichten hervorschaut. Auf den Markungen von Balingen, Endingen, Engstlatt, Erlaheim, Erzingen, Geislingen und Ostdorf und theilweise von Frommern und Heselwangen bildet der schwarze Jura das Taggebirge und hat zugleich durch das Anschwellen der Turnerithone eine so mächtige vertikale Entwicklung gefunden, wie dies anderswo in Schwaben nicht mehr beobachtet wird. Die Mächtigkeit von Lias α mag im Mittel 18 m betragen (2 Meter mehr, 2 Meter weniger, je nachdem zwischen den konstant bleibenden Kalkbänken einzelne Zwischenlager von Schiefer und Mergel anschwellen).

Lias β mißt  40 m
Lias γ mißt  10 m
Lias δ mißt  18 m
Lias ε mißt  10 m
Lias ζ mißt  03 m

wobei die Mittelwerthe zwischen der stärksten und schwächsten Entwicklung zu Grunde gelegt sind. Die Gesammtmächtigkeit des Lias beträgt hienach 99 m, sagen wir rund 100 m. Dem Auge verschwindet jedoch diese Höhenentwicklung, indem weithin verzogene weiche Gebirgslinien sichtbar sind, die scharfen Grenzen aber zwischen den einzelnen Lagern sich verwischt haben. Nur an den Bachrissen und an den Wetterhalden prägen die Grenzlinien sich scharf aus, wo die härteren, schwer verwitterbaren Bänke hervorsehen, Steilabhänge und Wasserfälle bildend.

Der große Reiz, der den Balinger Schichten inne wohnt, ruht in den wohlerhaltenen zahlreichen Petrefakten, nach welchen die einzelnen Schichten ihre Namen erhalten haben. Daß die eingeborenen Arbeiter, auch wenn sie nicht ausdrücklich mit dem Sammeln von Petrefakten sich abgeben, was vielfach der Fall ist, ihre Schichten genau kennen und zu bezeichnen wissen, davon kann man sich in jedem Steinbruch überzeugen. Man hört da alsbald volksthümliche Bezeichnungen wie Klötzle, Malbstein, Blässer, Kupferfels, Schneller u. a. Steine, welche die verschiedenartigste Verwendung als

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0006.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)