Seite:OABalingen0014.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Unterer weißer Jura (α und β). Über den Ornatenthonen des oberen braunen erheben sich überall die nur schwer zu ersteigenden Steilwände des unteren weißen. Im Thal der Schmiecha bis zum Hundsrücken treffen wir sie als Impressathone nach der Leitmuschel der Terebratula impressa, kleine rauh verkieste Ammoniten und Gastropoden sind stets im Gefolge, deßgleichen Stielglieder von Pentacriniten. Kaum wendet man sich aber von Streichen und Zillhausen her um die Ecke, so haben wir am Böllat und weiterhin am Albmassiv eine Kalkfacies mit Schwämmen, Schwammalpha, dessen anfängliches erstmaliges Auftreten am Weg von Wannenthal nach Burgfelden am besten beobachtet werden kann, neben welchem der Böllat seine ganze Fülle von Schwämmen und Pentacrinusgliedern ergießt. Über diesem doppelgestalteten Alpha erhebt sich fast ausnahmslos eine glatte, senkrechte, unersteigliche Felswand, von ferne schon sichtbar, mit stets frisch angerissener Bergwand, da keinerlei Pflanzenwuchs an diesen Steilwänden haftet. Es sind die wohlgeschichteten Betakalke Mauern zu vergleichen, welche die eigentliche Felsenstirne des Albrands bilden. Dieselben Betakalke bilden die erste Albfläche mit schwarzer Erde und den gebleichten Kalkbrocken darin. Selten kommen die Ammoniten darin anders vor als innig mit dem Gestein verwachsen, daß eine Bloslegung der einzelnen Individuen nur selten gelingt. Stellenweise aber häufen sich in thonreicheren Bänken, sog. Biplexkalken, planulate und flexuose Ammoniten, neben ein- und zweischaligen Muscheln und hastaten Belemniten, daß man wie am Hundsrücken und bei Hossingen nur staunen muß über die Fülle der Fossile. Eine Pentacrinitenbank mit Fucoiden oder Nulliporiten schließt gewöhnlich die Bank und mit ihr den unteren weißen Jura ab. 1

Der mittlere weiße Jura (γ und δ), die Grenze von Beta zu Gamma macht nur da zu schaffen, wo sich schon in der Steilwand des Beta wieder Schwämme angesiedelt hatten (Hörnle und Grat oberhalb Dürrwangen und Laufen). Wo sich dagegen eine Betafläche ausdehnt und hinter dieser neue sanfte Höhen sich erheben, ist kein Zweifel möglich. Ein typisches Bild bietet die Hochfläche von Burgfelden, auf welche vom Hersberg aus zunächst ein mildes Thongamma niederschaut. In den lichtgelben thonigen Mergeln sind die planulaten Ammoniten mit Mundsaum und Ohren am allerbesten erhalten, desgleichen die Aptychus und Seeigel, unter den Terebrateln ist Terebr. substriata

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0014.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)