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hier am häufigsten aufzulesen. Für Schwammgamma ist dagegen Hossingen der Hauptplatz, im „Flözgebirge“ das Paradiesland der Schwämme genannt. Ammonites Reineckianus, flexuosus, inflatus sind in diesem Horizont am liebsten zu treffen. Unvermerkt gelangt man von Gamma nach Delta, das sich als Kieseldelta ankündigt, indem nunmehr alle Fossile, Schwämme, Terebrateln und Seeigel in dieses Mineral verwandelt erscheinen. Wo nur in der Schmiecha-Gegend auf den Höhen um Ebingen, Meßstetten und Bitz sich Felsköpfe aus dem Feld oder dem kurzgeschorenen Rasen erheben, heben sich auf dem Feld auch die Kieselstränge und Wülste hervor, denen, wenn auch bis zur Unkenntlichkeit verkieselt, irgend ein Schwamm oder eine Muschel zu Grunde liegt.

Der obere weiße Jura (ε und ζ) legt sich nur im Osten des Oberamtes auf den Markungen Meßstetten, Ebingen, Winterlingen und Bitz in größeren Flächen zu Tage. Außerdem besteht aus diesem Juraglied der schmale Höhenzug, auf welchem die Wasserscheide von Onstmettingen[1] gegen Bitz sich hinzieht und das obere Killerthal umgeht. Dolomit, der zu Dolomitsand verwittert, oder zuckerkörnige Kalke sind nicht mehr in Lagern aufgeschlossen, sondern strecken nur ihre viel tausendjähriger Verwitterung ausgesetzten Köpfe über die Hochebene heraus. An Aufschlüssen fehlt es hier ganz und gar, wenn nicht von Zeit zu Zeit ein Loch gegraben wird, um für örtliche Bedürfnisse Bruchsteine zu holen. Für die Plattenkalke (ζ) endlich ist nur die Auchten bei Bitz zu nennen, milde, platte, aber zu weiche Steine, welche vor Zeit ein Bitzer Künstler zur Darstellung von Streichholzbüchsen, Aschenbechern u. dgl. verarbeitet hat.

Der Jura der somit in 11 Horizonte des weißen, in 16 des braunen und 18 des schwarzen, zusammen in 45 unterscheidbare Horizonte gegliedert werden kann, wird hart hinter dem Dorfe Winterlingen noch von

Tertiär überlagert, das allerdings nirgends zu einer größeren Mächtigkeit gelangt ist, sondern nur seicht auf den Äckern oder in Klüften und Spalten des Jura lagert. Marinesand mit Zähnen von Haifischen und den Strandmuscheln der Citharellen, Cerithien und Austern liegen östlich Winterlingen auf den Feldern, hinter der Kirche. Die Gruben zur Gewinnung der Sande werden aber nur für den Fall des Sandbedarfs für


  1. Über die dortigen Höhlen siehe die Ortsbeschreibung von Onstmettingen.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0015.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)