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vom Plateau stehenden Felsennadel hinaufreicht, die in irgend einem nassen Jahrgang abzustürzen droht, um zu dem alten Schutt noch neuen zu häufen. Die nächste Rutsche leuchtet am Grat, die äußerste Spitze des „Winkel“, wo gleichfalls 4 tiefe 1–3 m breite Risse am Rand des Massivs neue Bergstürze vorbereiten, die theils gegen Westen in den Zerrenstallbach, theils gegen Osten zum Dobelbach abzustürzen drohen. Das ganze Dobelbachthal ist mit den riesigsten Schuttmassen erfüllt, die ebenso vom Thieringer Berg als vom Gräbelesberg niedergestürzt sind. Am grausigsten liegen die Trümmer im sog. Höllwald, wo die Bergmassen eine Stauung der Wasser zu dem Höllwaldsee erzeugt haben, einen durch die Wildheit seiner Umgebung entzückenden Fleck Erde. Der Felskoloß des Gräbelesbergs, von drei Seiten absolut unzugänglich und auf der vierten durch 4 m tiefe Gräben und ebenso hohe Wälle von Menschenhand in vorgeschichtlicher Zeit unzugänglich gemacht, erscheint als uralte Zufluchtstätte für die Anwohner mit ihrem damals wohl einzigen Besitz, ihren Heerden. Nächst dem Gräbelesberg, vom Lauterbach getrennt, ragt der Thierberg bis zum Dorfe Lautlingen hin mit Rutschwällen umgeben. Eben hier aber, wo der braune Jura zum letzten Male zu Tage tritt, hören sie auf der linken Thalseite auf. Sie sind plötzlich wie abgeschnitten, wer die Sturzwälle weiter verfolgen will, muß auf die rechte Thalseite übergehen, wo die fünffach tief eingeschnittene Felseninsel von Burgfelden nach allen Seiten hin von Steilhalden und Schuttwällen umgeben ist. Am weitesten greifen die Schalksburg und der Böllatfels als westliche Eckpfeiler des Burgfelder Massivs gegen die Niederung vor, die erstere durch einen unbegreiflich schmalen Grat mit dem Hochplateau verbunden, ein natürliches Festungswerk urältester Zeit; beide so wie die 4 fingerförmig gegen das Eyachthal gekehrten Felsenriffe: Heersberg, Eckwinkel, Burgfeld und Böllatfeld, erheben sich rein nur aus ihrem eigenen Felsenschutt, der den braunen Jura mit Ausnahme kleiner Rinnsale bei Pfeffingen und Margrethausen zugedeckt hat. 1

Schmale Felsenstege und Grate sind bei dem tiefzerschnittenen Wesen des Jura vielfach zu beobachten. Ein solcher Alphasteg verbindet auch die Burgfelder Jura-Insel mit dem Albmassiv, die Straße von Balingen nach Pfeffingen hat einen Schnitt in dieses schmale kaum 20 m breite Band gemacht, welches die Rauspe und Auchte in Verbindung erhält. In der Rauspe selbst ist bis zum Irrenberg und Streichenberg wieder alles verstürzt. Wie im

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0017.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)