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Die obere Beera;[ER 1] sie entspringt bei Thieringen, fließt durch Ober- und Unterdigisheim, verläßt nach 13/4 stündigem Lauf durch ein schönes Thal den Bezirk und tritt in’s Oberamt Spaichingen. Bei Oberdigisheim nimmt sie von rechts den aus zwei starken Quellen entspringenden Kohlstattbrunnen auf, bei Unterdigisheim von links den Burtelbach, der sich von rechts her durch die merkwürdige „Lochbrunnenquelle“ kurz vor seiner Einmündung in die Beera bedeutend verstärkt; „fast in der Thalsohle rauscht nemlich ein Bach aus einem vier Fuß breiten, drei Fuß hohen Loch hervor, das zu Zeiten die Wasserfülle kaum speien kann und dann fangen noch andere höher liegende Nebenlöcher zu fließen an.“ (Quenstedt a. a. O.)


Naturschönheiten und landschaftlicher Charakter.

Kein Oberamtsbezirk unseres Landes ist reicher an landschaftlichen Schönheiten, und zwar sind diese über das ganze Gebiet, fast ohne Ausnahme, verschwenderisch hingestreut. Der östliche und südliche, aus weißem Jura bestehende Theil ist eine hohe, in markigen Zügen ausgeprägte Gebirgsgegend, voll von Felsenzinnen und Wäldern, wogegen im flacheren milderen nordwestlichen, aus schwarzem und braunem Jura bestehenden Theil eben dieses Gebirge, der höchste Theil der schwäbischen Alb, stets die großartigsten Anblicke gewährt. Nur kleine Theile im Südosten und im äußersten Osten haben ödere einförmige Striche, aber auch sie entschädigen an ihren felsigen Rändern durch den Niederblick in prachtvolle Thäler und auf ihren rauhen, vom Sturm umbrandeten Höhen durch den Ausblick an die strahlenden Ketten der Alpen. – Üppiger Obstbaumwuchs herrscht in den Thälern des westlichen Theils, im eigentlichen Gebirgsland steigen die kräftigsten Wälder empor, gegen Westen meist Nadelhölzer, gegen Osten aber meist zusammenhängender Buchenwald.

Der Schönheiten im Großen und wieder im Einzelnen sind es so viele, daß wir uns auf Andeutungen beschränken müssen, aber der hier Wohnende oder der Wanderer, der sich Zeit und Muße genugsam nimmt, wird nicht müde und nicht fertig im Auffinden immer neuer, das Gemüth in reinstes Glück versetzender landschaftlicher Bilder. Sei es, daß er in der Abendbeleuchtung von den grünwogenden Saatfeldern des Hügellandes aus den großen, waldumhüllten, felsumschlossenen Gebirgsrand betrachtet,

Errata

  1. S. 46. Beera vgl. Birlinger Alemannia 8, 210 ff. Siehe Nachträge und Berichtigungen, Seite 543.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0046.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)