Seite:OABalingen0049.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Schalksburg, die noch jetzt in ihrer gründlichen Zertrümmerung durch ihre Größe, ihre furchtbare Verschanzung und die grauenerregende natürliche Festigkeit des dreieckigen Felsenklotzes, worauf die stadtähnliche Burg einst gebaut war, gewaltig wirkt. In den Felsen gerissene Gräben, darangeklebtes zerbröckelndes Steinwerk und üppiger Wald fließen hier unentwirrbar zusammen; zwei Thurmrümpfe, Höhlungen versunkener Gebäude und starke von Epheu übersponnene Mauerlinien geben eine Ahnung von der verschütteten Pracht, und überaus herrlich ist wieder der Blick in das tiefe Eyachthal, hinaus an Balingen und Zollern und fern im Westen an die blauenden Höhen des badischen Schwarzwaldes. 1

Von der Schalksburg steigen wir hernieder in das Eyachthal selbst zum Dorf Laufen mit seiner hübschen neuen gothischen Kirche; und von hier aus mag nun, wer ein Freund ist von waldumschlossenen Natureinöden, sich vertiefen in jenen zwischen den Felskoloßbergen tief sich hineinbuchtenden, vom schönsten Buchenwald umhüllten Thalschluchten, die aus dem Gebirg heraus ihre lauteren Wasser nordwärts zur Eyach senden. Da mag er in der Steinbachschlucht, in tiefster Stille, überragt von den großartigen Felsgruppen des uralt verschanzten, von Sagen umwobenen Gräbelesberges, das Zusammenrieseln der Wasser unter Schutt und bemoostem Geröll belauschen, und dort in dem innersten Winkel der Schlucht, am Dobelweiher im Höllwald, geheimnisvollem Naturdienste sich weihen. Von Laufen gelangen wir weiterhin durch das Eyachthal ostwärts nach Lautlingen, das mit seinem noch ummauerten Schloßkomplex ganz stattlich sich ausnimmt, und bald über die europäische Wasserscheide hinweg in das betriebsame Ebingen, das mit seinen hübschen Vorstädten, beim Hereinkommen des Schmiechathales von Norden her, schon hoch gelegen unter herb geformten Waldbergen sich ausdehnt. Von hier aus lohnt sich ein Gang durch das Schmiechathal hinauf über Truchtelfingen und Thailfingen, zu beiden Seiten tief herab bewaldete Berghöhen, und über Onstmettingen, das um den Quelltopf der Schmiecha gebaut ist, hinaus führt uns der Weg zum berühmten Zellerhorn; hart gegenüber der zauberhaft schönen Hohenzollernburg, die schon unter uns liegt, ragt es hinaus in die Lande, eine prachtvolle Fernsicht, nach Süden wieder bis an die Alpen, gewährend. – Von da mag der Wanderer, auf der Höhe bleibend, dem frei stehenden Berge „Burg“ zuwandeln. Einsam steigt über die von breitwipfligen Weidbuchen

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0049.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)