Seite:OABalingen0051.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dann über Thieringen hinauf wieder auf die Berge die Lochensteige hinan, und steigen links von der Steige auf den Lochenstein, auf dem wir unsere Wanderung durch den Bezirk beschließen und als auf dem bedeutsamsten aller Aussichtspunkte unseres Bezirks noch einmal Umschau halten wollen. Der Lochenstein bildet einen auch heute nur an einer schmalen Stelle ersteigbaren, sonst senkrecht aufgethürmten gigantischen Felsblock; das Auge umspannt von ihm aus unermeßliche Weite, vom Schwarzwald und den Vogesen bis an die Alpen, den ganzen Steilrand der schwäbischen Alb bis hinunter zum Staufen und Rechberg, dazu die unerschöpfliche Mannigfaltigkeit des Berg- und Hügellands in der Nähe. Schon der Felsenblock selbst mit seinen Riffen und Abgründen, dem kahlen Heidegrund und den zähblätterigen alpinen Sträuchern an seinen Rändern, – und als sollte diesem einzig schönen Ort auch die letzte Weihe nicht versagt sein, ist hier uralt-geschichtlicher Boden; wir stehen auf altgermanischer Opferstätte, wie die mit Asche, Kohlen, Geschirrscherben und Thierknochen gemischte schwarze Dammerde und die, wie man wohl sieht, von Menschenhand zugerichtete oberste Felsplatte des Berges beweisen. – Hier auf dieser flachen viereckig umrissenen obersten Platte muß die Opferhandlung gewesen sein, umher auf den breiten Felsenstufen die Menge des Volks. Denken wir uns einmal im Geiste zurück zu dem hohen Fest der Sommersonnenwende, wenn alles Volk in der Morgendämmerung die Felsplatte umstand und den Augenblick erharrte, da der Sonnenball im Nordosten heraufdrang, plötzlich Gebirge und Thäler aufhellend zum riesenhaftesten Bilde und bis in äußerste Fernen geheiligte, jetzt auch von betenden Pilgern umringte Berghäupter bestrahlend! 1

Von den Aussichtspunkten, deren es gar so viele gibt, seien hier nur die wichtigsten, je nach den Markungen, aufgezählt. Auf der Markung Balingen der Stadtkirchthurm und besonders der von alten Wallgräben durchzogene Hirschberg, der den besten Überblick über den mehr ebenen Theil des Bezirks gibt, hinein in tief eingeschnittene, von ernsten Wäldern umsäumte, oft nur von einzelnen Mühlen belebte Thäler. Auf der Markung Bitz der Ort selbst und von vielen Stellen der Markung; auf der Markung Burgfelden der Böllat und die Schalksburg; auf der Markung Dürrwangen der großartig gebildete Hackenfels, auf dem „Burloch“ und „Spießet“; auf der Markung Ebingen der Schloßfels, zu dem schöne sachte Spazierwege durch den Wald hinaufführen; auf der Markung Erlaheim der Laurrain und der Eichberg.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0051.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)