Seite:OABalingen0107.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

in den 10 Berechnungsjahren nur einmal geboren und zwar in Meßstetten.

Unter 1509,5 Kindern wurden im ganzen Oberamt durchschnittlich 772,9 Knaben oder 51,20 % und 736,6 Mädchen oder 48,80 %, also 2,40 % mehr Knaben geboren als Mädchen. Ein umgekehrtes Verhältnis zeigten nur die Gemeinden Heselwangen, Margrethausen, Ostdorf, Truchtelfingen, Weilheim und Winterlingen, in welchen mehr Mädchen als Knaben geboren wurden.

Todtgeboren wurden durchschnittlich jährlich 51,7 Kinder oder 3,42 %, am wenigsten in Margrethausen mit 0,67 %, am meisten in Frommern mit 5,85 %.

Was die durchschnittliche Zahl der im ersten Lebensjahre gestorbenen Kinder anbelangt, so beläuft sich dieselbe jährlich auf 497,8 und folgt daraus, daß von 100 lebend geborenen Kindern jährlich 34,14 sterben. Vergleicht man die Zahl der im ersten Lebensjahre Verstorbenen mit der Zahl der Gestorbenen überhaupt, so ergibt sich das Resultat, daß unter 100 Gestorbenen sich 45,27 Kinder befinden, welche in ihrem ersten Lebensjahre gestorben sind. Es dürfte diese hohe Kindersterblichkeit weniger darin ihren Grund haben, daß im Bezirke dem Säugungsgeschäfte zu wenig Rechnung getragen wird, da eine Durchschnittsberechnung von 10 Jahren ergab, daß von sämmtlichen Gebärenden annähernd 80 % ihre Kinder stillten, vielmehr liegt der Grund in dem Mangel an Pflege und Diät in kranken und gesunden Tagen, wobei Unverstand und Aberglaube noch ihre schönsten Blüten treiben. (Vgl. übrigens oben S. 98 Abs. 2.)

Daß die Bewohner des Bezirks häufig ein hohes Alter erreichen, beweist die Thatsache, daß unter den jährlich Gestorbenen nicht weniger als 130,6, also 11,8 %, siebenzig Jahre und darüber alt geworden sind. Darunter befinden sich durchschnittlich jährlich 23 Personen, welche ein Alter von 80 Jahren und darüber erreicht haben, und dürfte die Seltenheit hier nicht unerwähnt bleiben, daß gegenwärtig in Balingen eine Frau lebt, die ihren 100. Geburtstag bereits überschritten hat und körperlich und geistig verhältnismäßig noch sehr rüstig ist.

Die Zahl der Todtgeborenen betrug jährlich 4,70 % sämmtlicher Gestorbenen; die meisten Todtgeborenen hatte Engstlatt mit 8,33 %, die wenigsten Burgfelden mit 1,21 %.

(Fortsetzung S. 112.)

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0107.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)