Seite:OABalingen0120.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Pfingstbuz um. Ein Bursche von 14–17 Jahren wird ganz und gar entweder mit Nadelreis oder Laubreis eingemacht, mit Blumen bekränzt und geht von der Schuljugend begleitet von Haus zu Haus und singt:

Pfingstbuz bin ich genannt,
Eier und Schmalz ist mir wohlbekannt,
Weißmehl schlag ich auch nicht aus,
Ich und meine Kameraden backen Dötsche draus.

Hierauf erhält er Geschenke an Eier und Mehl, von Wohlhabenden auch Geld.

Himmelfahrtsfest. In Zillhausen ziehen die Mädchen mit gekauften oder selbstverfertigten Kränzen aus lebenden Blumen geschmückt zur Kirche. Im Hause aufbewahrt, schützen die Kränze vor Einschlagen des Blitzes.

Trinitatisfest. An diesem ist vielfach erhalten die Sitte des Katechismussprechens, im Volksmund „das Büchle beten“, und wird als Auszeichnung angesehen für die, welche sprechen dürfen; auch erhalten sie aus der Stiftungskasse ein Geschenk, noch mehr aber von den Taufpathen.

Nach Meier S. 427 pflegte man in Ebingen am Tage Johannes d. T. auf öffentlichem Platze, der die Burg heißt, Feuer anzuzünden und Erbsen daran zu kochen. Das sind die sogen. „Hansersche“, Johanniserbsen. Jetzt kocht man sie gewöhnlich in den Häusern.

Kirchweihfest. Wenn Palmer in seiner Homiletik sagt: Die Kirchweih als Gedächtnis der Erbauung und Einweihung der Ortskirche hat ihren schönen Sinn im Bewußtsein des Volkes größtentheils eingebüßt durch die Unsitte, die lärmendsten Lustbarkeiten und unmäßiges Essen und Trinken gerade an diesen Tag zu knüpfen, so ist das erste dieses Satzes allgemein wahr für den Bezirk, aber das zweite nicht, denn die Unsitte hat sich auch fast ganz verloren. Die Stadt Balingen hat eine Kirchweih nicht gehabt und hat keine, auch keinen Gottesdienst. In Frommern war Sitte und kommt in guten Jahren noch vor, daß ledige Bursche im Ort Geld sammelten zu allerlei Kleinigkeiten, Bändel, Haarschnüre u. s. w., welche dann herausgewürfelt wurden. In noch früherer Zeit wurde das Kegelspiel an der Kirchweih lebhaft betrieben. In Weilheim zogen Bursche mit einer Flasche Wein durch’s Ort, um die Mädchen zum Tanz zu holen. Sie führten an seidenem Bande einen Hammel mit, der dann herausgetanzt wurde. Einer der angesehensten Bursche hatte als Pfeifermeister die Aufsicht und unbedingten Gehorsam. In Zillhausen war Sitte, daß die tanzenden Paare an einer Stange vorüberzogen, an welcher ein Tüchlein und ein Band befestigt war, welche von Hand zu Hand gegeben wurden. Wer beim nächsten Glockenschlag dieselben in der Hand hatte, durfte sie behalten und den ersten Tanz machen.

Advent. In Winterlingen geht an diesem Tage Niemand mehr zum Abendmahl, weil vor etlichen Jahren einmal während der Kommunion Geister um den Altar getanzt haben sollen.

Andere Tage des Jahres werden noch ausgezeichnet: neben den allgemein angenommenen Unglückstagen in Hossingen der 1. April, an ihm ist Sodom und Gomorrha untergegangen; Kinder, an diesem

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0120.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)