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Zorn im Weine verschluckten, wurde in der Stadt bekannt gemacht, daß die Hirschgulden von Wirtemberg nicht mehr an Zahlung genommen werden, sondern abgeschätzt seien. Als die Brüder zahlen wollten, hatten sie nur den Hirschgulden, den der Wirth nicht annahm, und so mußten sie noch mit Schulden abziehen.

Die Sage vom Schatz im Gräbelesberg und auf der Schalksburg sind wohl nur Variationen, sowie auch die vom Schloßweible. In allen erscheint ein Fräulein meist in weißer Gestalt, und ein schwarzer Hund, der große Schätze hütet. Burgfräulein als Geister sind auch auf der Burg bei Truchtelfingen, auf dem Wenzelstein hinter dem Lochen, im Balinger Wald, wo ein solches zwei armen Weibern die herrlichsten Sachen von Silber und Gold anbot, diese aber nahmen aus Furcht nichts. Es befiel sie eine große Angst und sind wenige Tage nachher gestorben. (Theilweise nach M.)

Bei Burgfelden der Schalksburg zu soll häufig der sogenannte Schimmelreiter gesehen werden, doch ohne Kopf.

Über die St. Ulrichskapelle, deren Stätte übrigens nicht mehr gekannt wird, geht nach B. folgende Sage: Dies Ulrichskirchle bei Balingen ist bei unseren Zeiten in wenig Jahren abgebrochen und zerstört worden, aufer Anstiften ains Predicanten zu Balingen und ains Amptmanns des Fürsten daselbs. Derselbige hat fürgeben, man müeße die Stain zu ainem Gebew geen Balingen gebrauchen; ist aber nit beschehen und liegen der merer Stain noch auf dem Platz. Sie haben das alt Kirchle nit länger gedulden mögen. Was ist aber beschehen? In Kürze darnach ist der Predicant gestorben und als man ine zu Balingen zu Annfang des Jhars in aller Kelte vergraben wollen, hat man ein Wundermeng lebendiger Wurm und Schlangen in der Gruben gefunden, die sich auch nit abtreiben haben lassen wollen. Das ist damals für ain sonders Zaichen von meniglichem gehalten worden. Dem andern Kirchenstürmer, dem Keller zu Balingen, ist sein Frevel auch nicht unbelont blieben. Denn nachdem er viel böser Stuck verpracht, indem im von seiner Obrigkeit lang zugesehen, da hat in der Herr aller Herren angriffen, das er von Sinnen kommen, stum und ainem lautern Kindt gleich ist worden.

Beim sogenannten Mönchhof, Roßwanger Markung, aber im Besitz theilweise von Leuten aus Weilheim, und dem Ziegelwasen, ist ein Geist, der namentlich die Schäfer erschreckt. Er soll hie und da sichtbar sein in vergoldetem Ornat, und schlägt deshalb in der Nähe kein Schäfer den Pferch bei Nacht ein, sondern wartet bis Morgens. An einer bestimmten Stelle kann kein Schäfer den Pferch aufschlagen, weil alle Schafe wie toll werden, die Hürden zusammensprengen und ausbrechen.

Am Böllat findet sich das Pfaffenbrünnlein, welches seinen Namen erhielt, weil die Träger den Sarg eines Pfarrers auf dem Weg von Zillhausen zu dem Kirchhof nach Burgfelden in dieses Brünnlein haben fallen lassen.


5. Allerlei sonstiger Aberglaube.

In Truchtelfingen schützt gegen Blitz ein mit allen 8 Nägeln gefundenes Hufeisen, das in der Scheuer aufgehängt ist.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)