Seite:OABalingen0144.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sind oft gar ungefüger Art, z. B. ’s buəban biəbles buəban weib; wëam kairschd? I kair ’s beggan Ändresles Annan Käddërles maedle.

Das Weib sagt nicht allzuhäufig meinn, sondern braucht, wenn sie vom Manne redet, meist dessen Taufnamen: dër Jacob; må bleibd áu nôn sëaller Pêdër so lang?

Die Taufnamen lediger Weibspersonen werden gewöhnlich im Deminutiv gebraucht und dann mit ëans, ’s von der Betreffenden weiter geredet. Das Deminutiv bei Geschlechts- und andern Namen von Männern und Frauen drückt meist einige Geringschätzung aus, zum mindesten mangelnde Leibesgröße; oft ladet auch der bloß einsilbige Name zur Anwendung des Deminutivs ein, z. B. ’s Äbble, ’s Räbble (App, Rapp). Auch bei diesen Deminutivis wird mit „es“ fortgefahren, z. B. ’s Räbble, ’s Safáidër weible etc. ... ’s oder ëans ischd an bissle an drëaggigs, ’s ischd an liədërlichs, ëans schnupfəd gëan etc. Base und Vetter nehmen in Verbindung mit Namen zum Theil nach den Ortschaften verschiedene Stellung ein, vor oder hinter den Namen. So sagt man in Balingen: ’s bâs Marîle, d’ bâs Marie, dër veddër Jacob, während man in Erzingen hört d’ Marie bâs, dër Jacob veddër.

Menschenleben. Familie.

Dër ädde ond d’ muədër, ênne und ânne, áihaldan. Kend: für sôn und dôchdër gewöhnlich dër buə und ’s maedle. Wâ machəd áu d’ jûgəd? D’ jûgəd ist das Jüngste, so lang noch ganz klein. Die Kinder sagen áida, amman.

Thun und Treiben der Kinder. Due me liəban (küssen)! klepf em! gib ihm die Hand! Schreian weinen (auch von Alten gesagt), dês ischd an brellër, an graúsig vërbrelləds, ’s machəd an pfendle, ’s hengd an blädsch nâ; ’s ischd áungriəbig, ’s låd oəm koən riəle. Saúgan, dër schlotz, d’ schletz.

Schempflan spielen: gáidschan schaukeln, fláigran (hemmədfláigër und hemmədhäddlër), schleifəran uf dër schleifəds, mêzlan (End.) = mit mêzanschnëaggle (bulimus) spielen, die in ein Loch geschnellt werden, wie sonst die Glücker oder Märbel, im Bezirk kîgəle genannt; drummankîbel Trommel. Es wird gespielt: gwidds gwiddsgaebəle, schlabbangassan, gulde gulde brugganfâran, ufdäxlan, stëachbâlan, soəljuggan Seilhüpfen.

Erziehung.

’s vîdlan vôl schlâgan, daú kommschd ge jabbës îbër, d’ muədër håd graúsig mid əm balgəd, sei årdəle, î bên guəd glêrd.

Ledige Jugend.

bûschd, kamrâd, an gspîl Kamerädin, gassâdəm láufan in der Abenddämmerung spazieren; se hådan eise vërláuran.

Heirat.

er gåd uf d’ weibəde, vërspruch, dër heirəd der angehende Bräutigam, heirådan, zsemmangëan oder zsemmangëaban kopuliren, háuzig, dër háuzeidër (auch hochzeidër) ond d’ bráud, gsell und gspîl, háuzigbendel (den die ladenden Mädchen tragen), ër håd guəd, schlemm gweibəd, gschwei Schwägerin, schwîgër und swëar.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0144.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)