Seite:OABalingen0237.jpg

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und gar abgebrannt, 2 so ruinirt, daß ihre Reparirung fast eben so hoch sich belief als ein Neubau; die Kirchen, Pfarrhäuser samt Scheuern, Fruchtkästen, Schulhäuser und dazu gehörige Scheuern, deren zusammen in allem 58 Gebäude im Amt gewesen, waren erbärmlich zugerichtet, abgebrannt, ausgehauen und niedergerissen, die Stadtmauern, sowie die Thore, Außengebäude, Mühlen und Wasserwehre zu Balingen durchlöchert, zerschossen u. s. w., von Privatgebäuden waren Häuser (samt Scheuern) 778, Scheuern (allein ohne Häuser) 418 abgebrannt und zu Grund verderbt, es befand sich überhaupt kein Flecken im ganzen Amt erhalten. In Ebingen mit Bitz waren 176 Bürger theils getödtet, theils, und zwar die größere Hälfte, sonst hingestorben und verdorben, lagen 115 Mannsmahd Wiesen, 365 Jauchert Ackers öde, waren 33 Häuser in Asche gelegt oder sonst zu Grunde gegangen, wogegen von Schlössern, Kirchen und fürstlichen Gebäuden, sowie von Weingärten – weil deren gar keine vorhanden – kein Schaden zu berichten war. (Vergl. zum Bisherigen v. Martens 330. 332. 338. 403. 406. 420. 421. 423. 430. 436. 441. 457. 464. 478. 491.) 1

Nunmehr folgte eine längere für unsere Gegend im Ganzen wenigstens friedlich verlaufende Zeit bis zum spanischen Erbfolgekriege. In diesem unternahm am 23. Mai 1703 der französische Oberstlieutenant Desrobert mit 50 Reitern und 100 Musketieren einen Streifzug über Fridingen nach Ebingen. Als er vor dem Städchen angekommen, ließ er den Amtmann, die beiden Bürgermeister und drei Älteste vom Gericht herausrufen und erklärte ihnen, er müsse die Stadt abbrennen, weil die Brandschatzung nicht geliefert worden, wolle es aber unterlassen, wenn man ihm zwei der besten Pferde schenke, was dann auch geschah. Er nahm aber mit den Pferden auch die erwähnten Personen und einen mit altem Wein beladenen Karren mit fort, während seine Leute viele Pferde aus den Ställen raubten. Übrigens wurde seine Abtheilung bald nachher im Hohenzollerischen bei Kreenheinstetten durch kaiserliche Husaren und einige andere Mannschaft überfallen und aus einander gesprengt. Am 3. August wurden 600 Verwundete von der bei Munderkingen durch die Franzosen überfallenen österreichischen Heeresabtheilung des Generals Latour nach Ebingen verbracht, und die Winterquartiere bezogen die holländischen Truppen unter anderem in der Balinger Gegend. Am 13. April des nächsten Jahres kam Herzog Eberhard Ludwig in dieser Stadt mit dem

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)