Seite:OABalingen0250.jpg

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sind, aber, da sie über dem Boden keine Merkmale haben, nur durch Zufall, beim Kellergraben, Anlegen von Steinbrüchen etc. zum Vorschein kommen, wurden bis jetzt schon ziemlich viele im Oberamtsbezirk gefunden. So fand man bei Balingen zwischen dem Bahnhof und der Römerstraße beim Eisenbahnbau Reihengräber mit sehr reichen Beigaben, 59 Gräber wurden aufgedeckt. Leider sind von den dabei gefundenen Gegenständen durch den Brand im Eisenbahnbauamtsgebäude, wo sie einstweilen aufbewahrt waren, manche zu Grund gegangen; aber die noch erhaltenen Sachen geben einen hohen Begriff von der Kunstfertigkeit damaliger Zeit. Man bemerkt unter den jetzt im Museum vaterländischer Alterthümer in Stuttgart aufgestellten namentlich schöne, reich mit Silber eingelegte eiserne Rüstungs- und Schmuckstücke, dann Anhänger, darunter einer in Form eines griechischen Kreuzes, Gewandhaften und Zierscheiben von Bronze und eine prächtige scheibenförmige goldene Gewandnadel mit Filigran und farbigen Steinen. Das Kreuz in einem Grab weist bereits auf das Christenthum hin, doch mag dieser Begräbnisplatz schon Jahrhunderte vor Einführung des neuen Glaubens in Benützung gewesen sein. Es wäre für die Wissenschaft von hohem Werth, wenn das Todtenfeld, das sich noch weit gegen den Bebelt hin zu erstrecken scheint, einmal ganz aufgedeckt würde. Die Gräber lagen alle von Südwesten nach Nordosten.

Im Jahr 1876 wurden eine Viertelstunde oberhalb der Stadt beim Eisenbahnbau zwei weitere Reihengräber aufgedeckt.[ER 1]

Bei Bitz, am Steigle auf dem Rain fand man sehr alte Skelette, ebenso bei Dürrwangen an der Landstraße oberhalb des Hohlwegs; bei Ebingen, unterhalb der Stadt ein Reihengrab mit Eisenwaffen und einem Bronzering; bei Endingen, beim Eisenbahnbau im Jahr 1876/77, Reihengräber mit Eisenwaffen und Bronzegegenständen, ebenso bei einem der Steinbrüche; bei Frommern mit Eisenwaffen; bei Geislingen an der Wart ein Reihengrab mit Sax und Lanze. Ferner wurden in Meßstetten durch Pfarrer Ötinger (s. Schriften des Württ. Alterthumsvereins a. a. O.) in den sechziger Jahren 20 Reihengräber aufgedeckt mit Eisenwaffen, Bronzeschnallen, Ringen, Knöpfchen u. s. w., mit Silber eingelegten eisernen Rüstungsstücken, Glas-, Thon- und Bernsteinperlen; dann bei Oberdigisheim im „Gäßle“; bei Streichen auf dem erhöht gelegenen Kirchhof, „Bürgle“ genannt, hier fand man außer den gewöhnlichen Inlagen einen goldenen Schwertgriff und silberne Armspangen,

Errata

  1. S. 250 trage nach: In neuester Zeit wurden in der Nähe des „alten Marktes“ in der „Ebergasse“ wiederum Reihengräber mit Eisenwaffen und hübschen bronzenen Schmucksachen gefunden und in die Staatssammlung vaterländischer Alterthümer in Stuttgart gebracht. Siehe Nachträge und Berichtigungen, Seite 543.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0250.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)