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machte, sie zum Gehorsam zu bringen, sehr nachdrückliche Proben abzulegen im Begriff gewesen seien. Der Superintendent aber habe durch eine kluge und eindringende Vorstellung die Gemüther wieder zu stillen gewußt, welches ihm auch nachher eine sehr ansehnliche Beförderung zu Wege gebracht haben solle.[1] Hier wird auf eine Begebenheit des Jahrs 1764 angespielt, als auch Balingen gegen die neueingeführte Vermögens- und Familiensteuer energisch protestirte. Es wurden nemlich diejenigen, welche die Steuerscheine anzunehmen verweigerten, jedesmal um 14 fl. und auf diese Art 5 Magistratsglieder jedes um 42 fl., ein anderes um 56 fl. gestraft und auf den deswegen von dem Oberamtmann erstatteten Bericht anfänglich eine Kommission, und da diese nichts auszurichten vermochte, das Dragonerregiment auf Exekution dahin kommandirt, welches am Karfreitag einrückte. Da die Bürgerschaft auf der Verweigerung beharrte, wurden verschiedene Bürger auf die Hauptwache in Arrest gesetzt, vier derselben mit zwei Unteroffizieren und zehn Dragonern auf die Festung Hohenneuffen abgeführt, die Rathsverwandten aber zur Bezahlung von 183 fl. 48 kr. Kommissionskosten angehalten. (An Ihre R. K. K. Majestät allerunterthänigste replicae … in Sachen gesammter Prälaten und Landschaft des Herzogth. Würtemberg contra des reg. Herzogs Durchl. 1765/66 S. 341). Auch später zeigten sich die Balinger Neuerungen gegenüber abhold. Der Aushebung zum Militär wurde im J. 1794 in Stadt und Amt vielfache Schwierigkeit bereitet, und als die neue Landesorganisation vom 25. April 1807 vieles in Stadt und Bezirk änderte, wurden die Bürger wieder unruhig und hieben dem neuen Oberamtmann und dem abgehenden Dekan alle Bäume in ihren Gärten nieder. Sie erhielten dafür 60 Mann Exekution, welche sie noch im September d. J. unterhalten mußten (Köhler). 1

Die Fruchtbarkeit des Bodens um Balingen wird schon seit alter Zeit gerühmt, so daß Crusius bei Schilderung der Gegend sogar an die Kornkammer Roms, Sicilien, erinnert (Annal. Suev. lib. Paraleip. 34). Besonders stark wurde der Getreidebau betrieben und daher auch mit Frucht viel gehandelt, wie denn z. B. in einer Urkunde vom 27. August 1347 eines eigenen


  1. Dekan zu Balingen war von 1755–1774 M. Wolfgang Wilhelm Schmidlin, der 1774, wie es im Schwäbischen Magazin von 1776 p. 625 heißt, „zur Belohnung seiner Verdienste“ zum Prälaten in Maulbronn ernannt wurde.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0289.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)