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„Balginger Messes“ gedacht wird (vergl. auch Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrheins 10, 21). Aber selbst Weinreben wurden früher in der Gegend gepflanzt und als im J. 1562 ein furchtbares Hagelwetter namentlich auch in der Gegend von Stuttgart die Weingärten gänzlich verheerte, schrieb Herzog Christoph an die Wand eines Zimmers im Schlosse: Balingen habe in diesem Jahre mehr Zehentwein gegeben als Stuttgart. (Crusius Annal. Suev. ps. 3 lib. 12 cp. 8 pg. 715). Das Landbuch von 1624 führt noch eine Kelter dahier auf.[1] 1

Auch die Gewerbsamkeit war hier frühzeitig heimisch. Mehrere Fleischbänke unter der Metzgerlauben kommen im J. 1473 vor. Eine Mühle wird im Beginn des 14. Jahrhunderts (S. 278), die Gießenmühle im J. 1411 urkundlich erwähnt. Die Mühle „vor dem untern Thor unter der Kirchbrücke, gegenüber der unteren Kirche“ war im Anfang des 15. Jahrhunderts bubenhofisch, wie sich denn am 17. Septbr. 1426 Wolf von Bubenhofen und die Stadt wegen eines von Wolf beanspruchten eigenen Wehrs verglichen; Hans von Stotzingen verkaufte sie den 4. Mai 1531 um 1000 fl. an Pankraz Müller, welcher sich den 27. November 1532 mit der Stadt wegen der Steuer aus der Mühle verglich. Das auf der letzteren ruhende Mühlbannrecht gegen die stotzingischen Hintersaßen der Flecken Geislingen, Dotternhausen und Roßwangen, sowie die Besitzer der Stotzinger Güter zu Dürrwangen wurde durch Konvention vom 16. Aug. 1717 auf den Sägmüller Strobel zu Frommern übertragen, was Anlaß zu manchen Streitigkeiten gab. Die im J. 1423 erstmals erwähnte Kesselmühle verkaufte der Balinger Bürger Hans Keßler im J. 1549 an die Stadt, welche sie sodann als Erblehen hinausgab. Das Landbuch von 1624 führt folgende Wasserwerke an: Die Büblinsmühle vor dem oberen Thor, eine Mahl- und Schleifmühle mit drei Rädern, die Herrenmühle mit vier Gängen vor dem Gerberthörlein, beide der Herrschaft gehörig; eine Mahl- und Sägmühle vor dem untern Thor, den Herren von Stotzingen gehörig (noch jetzt die Stotzinger Mühle genannt); die Kesselmühle und die Giesen- (jetzt


  1. Zwar sagt ein Bericht des Ober- und Untervogts zu Balingen vom J. 1652, es befinden sich im Amt keine Weingärten und seien auch niemals solche gebaut worden, außer ungefähr 14 Morgen zu Frommern, so alle noch gebaut werden, allein was die früheren Zeiten betrifft, scheint derselbe nach Obigem doch wohl nicht ganz dem Sachverhalt zu entsprechen.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0290.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)