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Stadt-) Mühle, zwei Mahl- und Sägmühlen, der Stadt gehörig; Schlechtenfurt, eine Mahl- samt Sägmühle; zwei Walkmühlen und die den Gerbern gehörige Lohmühle bei der Herrenmühle. – Im J. 1602 erhielten die hiesigen Schwarzfärber Hans Stehlin, Ludwig Beet und Jakob Götz von der Stadt die Erlaubnis, statt der bisher von ihnen benützten städtischen Mange sich eine eigene zu bauen. – Ein Jahrmarkt an Mariä Geburt beruht nach dem Lagerbuch von 1688 auf uraltem Herkommen, welchem gemäß noch weiter jeder, der sich acht Tage vorher oder nachher in irgend einer Weise, es sei mit Worten oder mit Werken, strafbar erzeigte, 10 Pfd. Hllr., halb der Herrschaft halb der Stadt verfallen, zur Buße erlegen mußte (Reyscher a. a. O. 170). Ums J. 1600 hatte die Stadt drei Märkte, auf Fastnacht, am Pfingstdienstag, am Christabend (Württ. Jahrb. 1842 S. 287).

Ein Arzt wird hier erstmals im J. 1480 erwähnt.

Das fürstliche Schloß (vgl. auch oben S. 269), welches in der südöstlichen Ecke der Stadt nahe bei der Mauer lag, wurde samt dem dabei gestandenen Ritterhaus im 30jährigen Krieg zerstört (Württ. Jahrb. 1847, 135) später wieder aufgebaut und als Obervogteiwohnung benützt, am 14. Mai 1753 jedoch um 1800 fl. an hiesige Bürger verkauft. Der Bau der Stadtmauern, welche unter Konkurrenz der Herrschaft und der Stadt hergestellt wurden, führte besonders in der 2. Hälfte des 16. und den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts lebhafte Verhandlungen zwischen den Betheiligten herbei; es gab zu dieser Zeit 3 Thore, das obere (gegen Süden), das untere (gegen Norden) und das Gerberthörlein.[1]

Die kriegerischen Ereignisse, welche für die Stadt von Bedeutung wurden, sind bereits oben S. 230 ff. dargestellt, dagegen sind noch folgende Einzelheiten aus ihrer Geschichte hervorzuheben. Nach freilich etwas jungen Chronisten, Zeiller (Chronicon parv. Suev. 1653 S. 229) und Rebstock (Beschreibung v. Württemberg 1699 S. 105) lag die Stadt früher weiter unten an der Eyach, die hier einen ziemlichen Bogen macht, auf etwas sumpfigem Grunde, da „wo noch der alte Markt und die Krautgärten vor dem unteren Thore am Mühlbach“ sind. Zu diesem


  1. Nach den „Beschwerden der württ. Landschaft“ vom J. 1605 beklagten sich Bürgermeister und Gericht zu Balingen, daß der Untervogt die von Alters gewöhnliche Steuer des 4. Pfennings in Erbauung und Besserung ihrer Stadtmauern nicht mehr reichen wolle (Patriot. Archiv für Deutschland 1, 339).
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0291.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)