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wieder auffrischten und statt der früheren 20 jetzt 30 Priester aus der Umgegend hiezu verordneten,[1] außer dem Kirchherren 10 verpfründete Priester dahier (Balinger Hospitallagerbuch von 1741). Im Jahre 1517 werden nur noch 8 Kapläne erwähnt.

Von kirchlichen Stiftungen sind zweierlei hervorzuheben. Graf Eberhard der Milde von Württemberg stiftete mit Einwilligung des hiesigen Pfarr-Rektors Wernher Gnaister an den St. Sebastians-, St. Barbara- und St. Brigittaaltar in der hiesigen Nikolauskapelle eine ewige Messe, was Bischof Otto von Constanz am 11. Oktober 1412 bestätigte. Als im 15. Jahrhundert zu wirksamerer religiöser Anregung die Sitte aufkam, Predigtämter zu stiften, dotirte Meister Balthasar Rüber mit Genehmigung des Pfarrers Johannes Trüblin eine solche Pfründe mit 60 fl. jährlichen Gehalts in der Weise, daß der jeweilige Prediger zu gewissen Zeiten in der Pfarrkirche, wie auch in der St. Nikolaus- und Lieben-Frauenkapelle und zum Ölberg dem Volk das Wort Gottes rein predigen solle, was Herzog Ulrich von Württemberg den 22. Okt. 1501, Bischof Hugo von Constanz den 17. Nov. d. J. genehmigten. – Des St. Michaelaltars in dem Beinhaus zu Balingen sowie des St. Affraaltars wird im J. 1352, der Sundersiechenpflege im J. 1357, des Feldsiechenhauses im J. 1377, des St. Margarethenhauses im J. 1385, in späterer Zeit, als es sich nicht mehr um die Ämter, sondern um die einzelnen Vermögenscomplexe handelte, der St. Gallen-, St. Michaels-, St. Peters-, St. Sebastians-, St. Katharinen-, St. Margarethen-, St. Affra-, St. Agatha-Kaplanei gedacht. Ein altes Kapellein St. Ulrich, unterhalb Balingen an der Eichen, d. h. der Eiach, welches zu Herzog Christophs von Württemberg Zeiten auf Antrag der geistlichen und weltlichen Beamten von Balingen abgebrochen worden, kennt die Zimmerische Chronik (2, 330) und erzählt, bei demselben habe ein unbekannter fremder Graf, der im Zorn seinen Bruder umgebracht, zur Buße in einer kleinen Behausung gelebt und habe selbst durch die Söhne des Getödteten, die ihn aufgesucht, ihm verziehen und ihn wieder mit sich heim nehmen gewollt, nicht zum Verlassen dieses selbstgewählten Verbannungsorts bewogen werden können. – Eine Sebastiansbrüderschaft dahier wird in den J. 1473 und 1528 genannt.


  1. Die Stiftung besteht noch heutzutage (vergl. oben S. 274).
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0296.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)