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Es gab in Balingen 2 Klausen, welche übrigens wenig Bedeutung erlangten, eine obere, St. Franziskenordens, erstmals den 15. Oktober 1399 im Besitz von Gülten zu Endingen erwähnt, und eine untere, „vorm Thor an der unteren Pfarrkirche“, Predigerordens, den 29. August 1430 und später wiederholt Erwerberin von Gütern und Gülten besonders zu Frommern (s. d.), Steinhofen (hohenzoller. OA. Hechingen), auch zu Alten-Dikingen (? Sickingen, abgeg. Ort bei Bodelshausen OA. Rottenburg). Die untere Klause wird noch im J. 1532 urkundlich erwähnt und dürfte mit Einführung der Reformation aufgehört haben. Die obere dagegen war trotz manchen vorgekommenen Austritts noch im J. 1546 mit einer Priorin und mehreren Conventschwestern besetzt, allein bei dem in diesem Jahr ausgebrochenen Stadtbrande ging auch diese Klause zu Grunde und Herzog Ulrich fand sich am 30. Mai 1547 nach Einziehung des noch vorhandenen Vermögens mit deren Angehörigen ab. Vier von ihnen erklärten sich bereit, ihren Wohnsitz im Fürstenthum sonst wo bei ihrer Freundschaft zu nehmen, und verzichteten gegen ein Leibgeding von 20 fl. jährlich auf alle Ansprüche von der Klause her. Vier andere, eine Erzinger und eine Engstlatter Schwester dagegen, im Ganzen also 6 Frauen, zogen es vor, ihr Leben lang in der Klause zu Engstlatt beisammen zu bleiben, welch’ letztere ihnen mit den nothwendigen sonstigen Räumlichkeiten, sowie mit 5 Kühen und 3 Kälbern bis zu ihrem Aussterben überlassen wurde. Jede von ihnen bekam als jährliches Leibgeding je 10 fl., dazu 1/2 fl. für Beholzung, 41/2 Mltr. Vesen, 1 Mltr. Haber für Schweine und Hühner, 31/2 Ohm Wein; wenn eine starb, so sollten ihre Kleider ihren nächsten Verwandten verbleiben, nach aller Tod die Klause mit dem dazu gehörigen Vermögen an den Herzog heimfallen; sollte eine zur evangelischen Konfession übergehen und folglich aus der Klause austreten wollen, so bekam sie die gewöhnlichen 20 fl. Leibgedings. Eine von den vier erstgenannten Frauen vermählte sich und ließ sich im J. 1557 zugleich mit ihrem Gatten für ihr jährliches Leibgeding mit 1071/2 fl. abfinden. Die letzte Schwester starb erst im Jahr 1570 (vergl. Urkk. des St.Archivs, Petri Suevia eccles. 126. Besold, Virg. sacr. mon. 535, Sattler, Topogr. 390. 391). 1

Den 21. Juli 1489 stifteten Vogt Hans von Neuneck, Kirchherr Leonhard Jächel, Schultheiß, Bürgermeister, Richter und ganze Gemeinde allhier einen Spital, wozu Graf Eberhard der Ältere den 31. August und Bischof Otto von Constanz

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0297.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)