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den 24. Sept. d. J. ihre Genehmigung ertheilten (Sattler, Grafen 4, 6). – Graf Eberhard der Jüngere schenkte wie anderen Städten so auch Balingen im J. 1494 25 fl., um sie unter die Hausarmen zu vertheilen (Steinhofer 3, 549, vergl. auch unten Wannenthal).

Bereits zur Zeit der österreichischen Regierung im Lande, zu Anfang der 20ger Jahre, wirkten in Balingen und Umgegend der sog. Karsthans, welcher wegen seiner Freimüthigkeit den 4. März 1524 gefangen nach Tübingen abgeführt wurde, und Dr. Balthasar Hubmaier aus Friedberg in Baiern von Waldshut aus für die reformatorischen Bestrebungen (Sattler, Herzoge 2, 106. Keim, Schwäb. Reformat.-Gesch. 31. Stälin 4, 257). Doch fand der von Herzog Ulrich, beziehungsweise Blarer, dem das Oberland zu reformiren oblag, der Stadt zugewiesene Geistliche dort zunächst wenig Anklang (Sattler, Herz. 3, Beil. S. 135. 137. Schnurrer, Erläuterungen der würtemb. Kirchen-Reformations- etc. Geschichte 121. 122). Vor dem Interim werden als Stadtpfarrer Martin Decker (1536), als Diakon Joh. Vetter genannt (Binder 1, 430. 431). Dasselbe war hier übrigens nicht von langer Dauer. Als nemlich im J. 1551 der hiesige Schulmeister verreisen mußte, übernahm es Jakob Frischlin (der Vater des Nicodemus), welchen das Interim von seiner Pfarrei Erzingen vertrieben hatte, auf Bitte des Raths, ihn in Kirche und Schule zu vertreten. Als nun ein neuer Meßpriester von Haigerloch eben angekommen war und Frischlin nach vollendeter Predigt zur Messe singen sollte, sang er mit seinen Schülern das Lied: Erhalt uns Herr bei deinem Wort und steure des Pabsts und Türken Mord, worauf der Priester vom Altar weg mit dem Meßgewand davon- und wieder Haigerloch zulief. Da sich kein anderer mehr finden wollte, wurde Frischlin als Diakonus angestellt (Sattler, Topograf. 391).

Im J. 1277 wird ein rector scholarum dahier als Zeuge genannt (Cleß 3, 556) und in den Jahren 1412–1450 erscheint Heinrich Hartz in gleicher Eigenschaft als Siegler. Die Balinger Schule erfreute sich im 2. Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts eines guten Rufs, durch welchen sich z. B. der Memminger Zink, der bekannte spätere Augsburger Chronist, bewogen fühlte, sich ein ganzes Jahr auf derselben aufzuhalten (Deutsche Städtechroniken 5, 126). So heißt es auch noch im 17. Jahrhundert: „es hat die Stadt Balingen eine feine Schul, ziemlich wohl besoldet und mit guter Ordnung angestellt, aus welcher

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0298.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)