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den Felsen gehauen. Wir sahen die Quelle im hohen Sommer bei 24° R. Luftwärme fingerdick mit 6° R. herausfließen und hörten dabei im Innern ein sanftes Murmeln. Mehrere trockene größere Löcher in der Nähe zeigten, daß in wasserreichen Zeiten wohl armsdicke Strahlen herausfahren können und der alte, bewährte Beobachter keineswegs übertreibt“ (Quenstedt). Zur Leitung in den Ort eignet sich diese Quelle nicht, wohl aber die Aiblequelle, welche den Hauptbrunnen speist; außerdem der Bitzer und der Bohlbrunnen.

Die Landwirthschaft wird mit allem Fleiß betrieben, sollte sich aber noch mehr auf Futterbau legen, wozu die projektirte Feldwegregulirung das Ihrige thun wird. Zur Düngung genügt der natürliche Dünger samt dem wohlfeilen Pferch. Die Jauche wird sorgfältig gesammelt. Der Pflug ist der Wendepflug, einige eiserne Eggen sind vorhanden; eine Walze besitzt die Gemeinde, Futterschneidmaschinen sind ziemlich verbreitet. Von der Brache wird 4/5 angebaut mit Klee, Kartoffeln, Futterwicken, Prudelklee. Auch ziemlich Hanf wird gebaut und Tuch noch verkauft. Dinkel, Haber, weniger Gerste und Einkorn sind die Hauptfruchtarten; erstgenannte gedeiht in trockenen Jahren besonders gut. Der Futterbau ist in Zunahme und erzielt dreiblättrigen und Luzernerklee, auch Futterwicken und Prudelklee. Vom Dinkel sät man auf den Morgen 8–10 Sri. und erntet 4–7 Schffl., von Haber 4 Sri. zu 5 Schffl., von Gerste 31/2 bis 4 Sri. zu 4 Schffl., von Einkorn 7 Sri. zu 5 Schffl. In günstigen Jahrgängen verkauft man 150 Schffl. Dinkel, 25 Schffl. Haber. Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt, die Wiesen zweimähdig, das Erzeugnis mittelmäßig; der Morgen erträgt gegen 40 Ztr. Es wird noch Futter zugekauft.

Feinere Gewächse gedeihen bei dem ziemlich rauhen und vielfach wechselnden Klima nicht leicht, auch der Gemüsebau wird fast nur für eigenen Bedarf getrieben. Dagegen wird der Obstzucht neuerer Zeit Fleiß zugewendet und auch feinere Sorten gezogen, besonders welsche Bratbirne, Knausbirne, Fäßlesbirne, grüne Wasserbirne, Luike, Goldparmäne, Wachs- und Kanadarenette, Kaßler Renette, endlich Zwetschge und Kirsche. Eine Gemeinde- und drei Privatbaumschulen liefern die Jungstämme und ein tüchtiger Baumwart ist aufgestellt. Das Obst wird meist gemostet, auch gedörrt und gebrannt, in guten Jahrgängen können 200 Säcke verkauft werden.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0317.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)