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Die Kapellenkirche, erst in neuerer Zeit wieder zum Gottesdienst hergerichtet, zeigt ein einfaches Oblongum, an das sich im Osten drei Seiten des Achtecks chorartig anlegen, einen Dachreiter, maßwerklose gothische Fenster; innen hübsche Ausstattung mit Taufstein, Cruzifixus und schön bekleidetem und eingefaßtem Altar; sonst flache Decke und Emporen. An der nordöstlichen Chorwand eingemauert ein gothisches Giebelchen. Außen an der Südwestecke stehen die Jahreszahlen der wahrscheinlichen Erbauung, 1480, und der Erneuerung, 1833.

Beide Kirchen, wie der neue, schön und frei im S. der Stadt am Fuß der Hardt gelegene Gottesacker, gehören der Stiftung; das ansehnliche Stadtpfarrhaus am Graben, und das Helferhaus, ein Giebelhaus an der Marktstraße, jenes von 1772, dieses von 1774, sind vom Staat zu unterhalten.

Zwei Schulhäuser wurden in unserem Jahrhundert erbaut, 3 Schullokale in andere öffentliche Gebäude eingebaut. In einem ist auch eine Lehrerwohnung.

Das Rathhaus an der Marktstraße wurde nach dem Brande von 1577 erbaut. Es hat ein gar zierliches altes schmiedeisernes Glockenthürmchen (ähnliche auf dem Waghaus und dem „rothen Haus“, in welchem ein städtisches Magazin und eine Schule); innen im Vorhaus sind Reste eines Saals in Holzbau.

Die Gemeinde besitzt ferner ein Armenhaus, Schafhaus, 3 Viehhäuser auf den Bergen, einen großartigen neuen Spital in schönem Landhausstil an der Balinger Straße, ein Krankenhaus und einen Fruchtkasten. Der alte, dem Abbruch bestimmte Spital, ursprünglich hohenbergisches Schloß, ein monströser Holzbau des 15. Jahrhunderts, auf dem Zwinger stehend, enthält im Innern noch schöne alte Thonfliese und einen der Erhaltung werthen kolossalen eisernen Ofen mit schönen Renaissancebildern (allegorischen Gestalten) und Ornamenten, dem württembergischen Wappen, nebst der Jahreszahl 1551.[1]

In der Nähe der Stadt entspringen einige Quellen, welche das Trinkwasserbedürfnis der Bewohner decken. Unterhalb der Stadt, im Revier Ehestetten, entspringen gleichfalls mehrere reiche


  1. In der Nacht vom 29. auf 30. April 1880 brannte der alte Spital nebst einem großen Nachbarhaus völlig nieder; der Ofen blieb z. Th. erhalten.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0326.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)