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und nachhaltige Quellen, welche die dort befindlichen 4 Getreidemühlen und eine Schafwollspinnerei wesentlich im Betrieb erhalten. Auch ein kleiner (früher größerer) Weiher, Kuhweiher genannt, 5 ar groß, der durch Stauung des Riedbachs entsteht, ist vorhanden. Das gute Quellwasser wird in theils thönernen, theils gußeisernen Röhren in die Stadt geleitet und speist 15 laufende Brunnen, woneben noch 15 Pumpbrunnen vorhanden sind. Die öffentlichen Brunnen sind meist aus Gußeisen, von moderner Form. In der Marktstraße noch ein schöner steinerner Renaissancebrunnen; am vierseitigen Stock als Wasserspeier verstümmelte Neptunshäupter; oben ein muschelverziertes Kapitäl. Darauf, ziemlich derb gearbeitet, ein Ritter im gepufften Waffenrock, mit Brustharnisch, Federhut, Dolch, Hirschfänger, über den Rücken Kugelbeutel und Pulverhorn hängend, mit der Linken auf den Karabiner, mit der Rechten auf den Schild mit württemb. Herzogswappen gestützt; auf der Brust die Jahreszahl 1545, was wieder auf H. Ulrich zu deuten ist, obwohl die Züge nicht recht stimmen wollen.

Die Ortsstraßen sind gekandelt und chaussirt, gut unterhalten.

Den Verkehr nach außen vermitteln neben der Eisenbahn die Staatsstraßen von Balingen nach Sigmaringen, und die von Hechingen über Onstmettingen her darein mündenden Vizinalstraßen führen nach Meßstetten und nach Bitz. Brücken sind im Ort 10 steinerne, 9 hölzerne, eine von Eisen, sämmtlich über die Schmiech und ihren Kanal; außerhalb 4 steinerne über Schmiech und Riedbach. Mit Ausnahme einiger Privatbrücken sind sie von der Stadt zu unterhalten.

Die Einwohner sind gesund und erreichen vielfach ein hohes Alter: man zählt gegen 40 Personen, die über 80 Jahre alt sind; Fleiß, Sparsamkeit, Betriebsamkeit, kirchlicher Sinn herrschen vor. Ihre Vermögensverhältnisse sind gut: auch hier wirken Industrie und Landwirthschaft zusammen; erstere überwiegt aber; doch ist im Bezirk sprichwörtlich, daß Niemand durch E. kommen könne, ohne einem Mistwagen zu begegnen, sowenig als durch Meßstetten, ohne am Dorfbrunnen oder vor einem Hause waschen zu sehen. Der begütertste Einwohner besitzt 18 ha; am häufigsten ist der Besitz von 2–5 ha; bei der ärmeren Klasse geht es auf 1 Morgen herunter; viele sind auch ohne Grundbesitz.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0327.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)